Was ihr berufsbedingt schon viel länger auffällt: „Dass wir Österreicher anders über Fußball sprechen als die Deutschen.“
Unsere liebsten Nachbarn sagen beispielsweise zum Ballschani analog zu der Hochsprache Balljunge und zum Outwachler wenig inspiriert Linienrichter.
„Der Spitz von Izmir“
Den legendären Spitz von Izmir kennen die Deutschen natürlich auch nicht. Christiane Pabst erklärt – auch für jüngere Semester: „Ein Tor, das Herbert Prohaska in Izmir mit seiner Fußspitze erzielt und mit dem er Österreich die Tür zur Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien geöffnet hat.“
Für die Germanistin ist der Spitz vom Schneckerl (laut Duden öster. umgangssprachlich und mit einer Ringellocke vergleichbar) ein Stück rot-weiß-rote Zeitgeschichte: „Er steht deshalb weit oben auf meiner Liste jener Begriffe, die in die nächste Ausgabe unseres Wörterbuchs aufgenommen werden sollen.“
Auch den Hundskicker (das Gegenteil von einem eleganten Kicker wie ihn einst ihr verehrter Herbert Prohaska verkörpert hat) sieht Pabst bald im Österreichischen Wörterbuch. Der Dribblanski (Dribbelkünstler) hat diesen Sprung schon hinter sich und findet sich auf Seite 182 der aktuellen Ausgabe wieder.
Oder der „Gschlapfte“
Die Augen der Chefredakteurin beginnen sofort zu leuchten, wenn jemand einen gehobenen Pass bzw. nicht allzu scharfen Schuss als Gschlenzten oder Gschlapften beschreibt. Beide Ausdrücke sind dem Dialekt zuzuordnen. Aus der Standardsprache sind hingegen: Für die Galerie spielen, Jausengegner oder Leiberltausch.
Christiane Pabst könnte inzwischen ein eigenes Wörterbuch nur mit Fußball-Austriazismen füllen – angereichert mit einer sprachwissenschaftlich fundierten Analyse: „Faktum ist, dass es eine österreichische Fußballsprache gibt, die noch nahe an den Sprechern ist.“ Und: „Es finden sich nicht viele Bereiche des Lebens, in denen die österreichische und die deutsche Varietät so auffällig auseinanderzuhalten sind wie beim Fußball.“
Warum das so ist, ist nicht erforscht. Pabst hat immerhin eine Theorie: „Je weiter es in die Schriftlichkeit geht, umso mehr passen sich österreichische Sprecher der deutschen Schreibe an. Das fällt im Fußballstadion oder beim Fernsehen weg. Dort ist pure Emotion vorherrschend.“
P. S.: Die Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs erklärt hier in kurzen Videoclips die kleinen Freuden der Sprache.
Das rot-weiß-rote Wörterbuch
Nachschlagwerk aus Wien: Dieses Wörterbuch repräsentiert das amtliche Regelwerk der deutschen Sprache, so wie sie in Österreich gilt. Es wird von Sprachexperten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung regelmäßig aktualisiert und vom Österreichischen Bundesverlag in Wien herausgegeben.
Ausgabe Nr. 43: Die aktuelle ist die 43. aktualisierte Auflage. Sie enthält rund 93.500 Stichwörter aus dem deutschen Sprachgebrauch.
Und der Preis: Die vollständige Ausgabe mit dem amtlichen Regelwerk kostet 20,95 €.
Das mächtige gelbe Wörterbuch
Nachschlagwerk aus Mannheim: Dieses Wörterbuch, das nach dem Lexikografen Konrad Duden benannt wurde, wird in der südwestdeutschen Stadt Mannheim herausgegeben. In der Redaktion arbeiten in erster Linie Germanisten aus Deutschland, es enthält aber auch frequente Wörter der Österreicher und Schweizer.
Ausgabe Nummer 27: Die aktuelle ist die aktualisierte 27. Auflage. Sie enthält rund 145.000 Stichwörter aus dem deutschen Sprachgebrauch.
Und der Preis: Das umfassende Standardwerk der Duden-Redaktion kostet 28,80 €.
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