Heißhunger bei Katzen und Hunden deutet auf diese Krankheit hin
Zucker gibt Kraft. So transportiert Glukose Energie in die einzelnen Zellen. Als Türöffner in die Zelle fungiert Insulin. Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar nichts von diesem Hormon, bleibt die Zellentür verschlossen – und Glukose im Blut; Zuckerkrankheit entsteht.
„Diabetes mellitus kann bei allen Vierbeiner vorkommen. Am häufigsten sind aber Katzen betroffen“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, welche Ursachen und Auswirkungen das gesundheitliche Problem hat und was Hund und Katze diesbezüglich unterscheidet.
„Diabetes mellitus zeigt sich durch vermehrtes Trinken und Pinkeln und Abgeschlagenheit, seltener durch Blasenentzündungen“, sagt Reitl. Ebenso sollte Heißhunger bei gleichzeitigem Gewichtsverlust Alarmsignal sein. Außerdem wird das Fell stumpf. Während Katzen eher wegen Überfütterung und Übergewicht erkranken, sind es bei Hunden genetische Defekte. In beiden Fällen verbessert eine frühe Diagnose den Behandlungserfolg.
„Bei gut einem Drittel der Katzen – bei 25 bis 50 Prozent – lässt sich die Zuckerkrankheit umkehren“, sagt die Tierärztin aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Katzen macht meist Typ-2-Diabetes zu schaffen, d.h. die Bauchspeicheldrüse liefert zwar Insulin, dessen Wirkung ist aber beeinträchtigt. Bekommt der Vierbeiner das Hormon rechtzeitig gespritzt sowie Diätfutter vorgesetzt, kann sich die Bauchspeicheldrüse erholen. Wird die Therapie zu spät eingeleitet, schreitet die Schädigung voran und führt zu einem chronischen Leid. Der Patient braucht dann lebenslang zwei Injektionen pro Tag. „Die Nadel ist ganz dünn. Jeder Laie kann das nach einer Einschulung selbst durchführen, aber der Zwölf-Stunden-Takt kann mühsam werden“, sagt die Expertin. Darüber hinaus sind Katzen in der Regel heikle Fresser; die spezielle Ernährung schmeckt den wenigsten.
„Diabetes kranke Hunde können im Regelfall leider genauso wenig wie Katzen alleine über die Fütterung stabil gehalten werden“, betont der Zoodoc. Denn die meisten leiden an einem Typ-1-Diabetes und haben jede Insulinproduktion eingestellt. Die Patienten müssen bis zum Ende ihrer Tage mit Insulin versorgt werden. Bei gutem Management reicht zwar eine Spritze pro Tag, doch die Lebenserwartung ist etwas verkürzt.
„Ob Typ-1 oder Typ-2 – die Diagnose wird bei beiden Varianten über eine Blutprobe bestätigt“, sagt Reitl. Vorbeugend rät der KURIER-Tiercoach, Katzen auf Idealgewicht zu halten. Bei auffälligen Symptomen müssen alle Patienten so rasch wie möglich zum Tierarzt. Denn eine Über- bzw. Unterzuckerung kann nicht zuletzt komatöse Zustände verursachen: „Im schlimmsten Fall entsteht eine so genannte Ketoazidose und damit ein lebensbedrohlicher Zustand.“ Hedwig Derka
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