Tierische Alternative aus Kamelmilch
Schokolade aus Kamelmilch ist etwa beim Meinl am Graben in Wien erhältlich – oder in den Webshops verschiedener Vertreiber. Geworben wird nicht nur mit den gesundheitlichen Vorzügen der Kamelmilch an sich, die für die Schokolade entweder tiefgekühlt oder als Milchpulver verwendet wird. Die ein wenig an Ziegenmilch erinnernde, leicht salzig schmeckende Milch soll nicht nur zahlreiche Vitamine (B-Komplex, C) und Eiweiße enthalten.
Zudem zeigten einige kleinere Studien positive Effekte auf Haut, Magen und das Immunsystem. Dazu soll das Milcheiweiß bei Laktoseunverträglichkeit besser verträglich sein (ähnlich wie bei Schaf- und Ziegenmilch). Eva Unterberger, Ernährungswissenschafterin und -bloggerin (essenzielles.at) relativiert allerdings einige der beworbenen Eigenschaften. Gerade für Personen, die an einer Milchzucker-Unverträglichkeit leiden, sei sie nicht geeignet.
„Auch wenn man immer wieder im Internet liest, Kamelmilch enthalte keine Laktose – das ist falsch. Sie enthält genauso viel Milchzucker wie Kuhmilch. Ebenso widerlegen lassen sich Behauptungen über den vermeintlich geringeren Fettgehalt. „Laut seriöser Nährwertberechnungen ist sie sogar etwas fettreicher als Kuhmilch.“ Vergleichbar ist aber der Kalziumgehalt beider. Unterberger gibt jedoch zu bedenken: „Schokolade isst man nicht wegen der gesundheitsfördernden Nährstoffe. Sondern sie ist ein Genussmittel.“ Sie betont, dass es sich um ein „exklusives Luxusprodukt“ handelt. 100 Gramm kosten zwischen acht und zehn Euro. „Aber ganz bestimmt genießt man ein so teures Produkt bewusster, weshalb man vielleicht die Menge eher im Auge behalten kann.“
Chic und umweltbewusst
Für den Trend zu Schokolade aus Milchalternativen ist neben Menschen mit Milchunverträglichkeiten auch die wachsende Gruppe an Veganern verantwortlich. Zahlreiche Milchalternativen sind in Schokoladeform im Supermarkt erhältlich, inklusive Saison-Ware wie Nikoläuse und Osterhasen. Auch Schokolatier Josef Zotter bemerkt eine steigende Nachfrage. Er vermutet, dass der Genuss alternativer Schokoladen ein wenig chic geworden ist. „Eben, weil es gut schmeckende Kuhmilch-Alternativen gibt.“
„Die Schokoladen liefern mittlerweile meist das gewünschte cremige Mundgefühl“, sagt Unterberger. Zotter ergänzt: „Die Kunst ist, die Schokolade so hinzubekommen, dass sie wie ‚gewohnt’ schmeckt.“ Damit das gelingt, verlängert sich der Produktionsprozess etwas. „Pflanzliche Milchalternativen sind immer etwas gröber und trockener.“ Auch der Fettgehalt unterscheidet sich zu Kuhmilch. „Das gleichen wir durch Kakaobutter aus.“
Wer auf tierische Produkte verzichtet, um das Klima zu schonen, beruhigt sein Öko-Gewissen nicht immer, erläutert Unterberger. Gerade Reisdrinks bzw. Reissirups, die die Basis vieler Alternativprodukte sind, weisen eine schlechte Ökobilanz auf. Dieser Gruppe von Schokoladefans empfiehlt die Experten anstelle dieser Produkte herkömmliche Bitterschokolade mit einem Kakaoanteil von mehr als 60 Prozent. „Sie besteht nur aus Kakaomasse, Kakaopulver, Kakaobutter und Zucker und manchmal noch Aromen.“ Und dunkle Bitterschokolade hat zudem noch einen weiteren Pluspunkt: „Sie ist automatisch vegan.“
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