Wie vor 90 Jahren ein Bericht den Hype um "Nessie" ausgelöst hat
„Merkwürdiges Spektakel am Loch Ness – Was war das?“ Mit dieser Schlagzeile sorgte vor genau 90 Jahren, am 2. Mai 1933, die schottische Regionalzeitung Inverness Courier für Aufsehen. Ein ortsansässiges Ehepaar fuhr gerade das Nordufer des lang gestreckten Sees entlang, als das Wasser plötzlich in Aufruhr geriet und „eine Kreatur, deren Körper an einen Wal erinnerte, sich eine Minute lang rollend und tauchend vergnügte“. Soweit der Artikel, der das Tier wenig charmant als „Monster“ bezeichnete. Er trat eine globale und bis heute anhaltende Faszination und endloses Rätselraten um den neuen Star der Kryptozoologie los.
Sichtungen
Eine Überraschung war der Artikel für die Anwohner aber nicht. Denn Geschichten über das Ungeheuer im Highland-See gab es deutlich länger. Schon im Jahr 565 rettete der irische Mönch und Missionar Columban, so heißt es in der Überlieferung, einen Mann vor dem „wilden Tier“. Immer wieder soll es in den folgenden Jahrhunderten zu Sichtungen gekommen sein – und nach dem ersten Zeitungsartikel nahmen diese schlagartig zu. Im August 1933 berichtete der Courier erneut, diesmal wurde das „drachenartige“ Lebewesen beim Überqueren der Uferstraße überrascht, nach offenbar erfolgreicher Jagd, mit einem Tier im Maul.
Das erste und berühmteste Foto des – heute zumeist liebevoll Nessie genannten – Monsters entstand dann ein Jahr später (siehe Hauptbild). Gab es bis dahin schon Zweifel an der Authentizität der Aufnahme, wurden diese in einem 1999 erschienenen Buch schließlich endgültig bestätigt: Es handelte sich beim vermeintlich auftauchenden Tier um ein Spielzeug-U-Boot mit einem aus Holzkitt modellierten Hals und Kopf.
Unzählige Vermutungen über Nessies wahre Identität wurden über die Jahre angestellt: Es handle sich um einen Grönlandhai, einen Wels oder vielleicht auch nur um einen riesigen Baumstamm oder Bootswellen, die das übers dunkle Wasser gleitende Auge täuschten. Fantastischere Ideen beschworen einen Plesiosaurier herauf, der das Mesozoikum überlebt haben soll.
Riesenaal oder Saurier?
Eine andere Erklärung lieferte im Jahr 2019 ein internationales Forscherteam, das dem See hunderte Wasserproben entnahm und diese auf DNA-Spuren untersuchte. Haie, Welse, Plesiosaurier – Fehlanzeige. Doch sie fanden eine „signifikante Menge“ von Aal-DNA. „Unsere Daten zeigen nicht, wie groß die sind. Aber die reine Menge dieses Materials sagt, dass wir die Möglichkeit, dass es in Loch Ness riesige Aale gibt, nicht ausschließen können“, sagte Projektleiter Neil Gemmell. Deshalb halte er es für möglich, „dass es sich bei dem, was Leute für das Monster von Loch Ness halten, um einen gigantischen Aal handeln könnte“. Es wird mit Sicherheit nicht der letzte Erklärungsversuch gewesen sein.
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