Aniston und Co.: Das Leben mit einem unerfüllten Kinderwunsch
Sängerin Céline Dion unterzog sich sieben künstlichen Befruchtungen, bis sie 2001 ihren Sohn zur Welt brachte, die Töchter Ex-First Lady Michelle Obama kamen beide durch In-vitro-Fertilisationen (IVF) zur Welt und auch Mariah Carey erklärte nach der Geburt ihrer Zwillinge auf künstliche Befruchtung gesetzt zu haben.
Die quälenden Hormonbehandlungen, die Eifersucht auf andere Eltern, die psychische Belastung der Versuche: das alles ist um einiges leichter zu erzählen, wenn der Kinderwunsch am Ende tatsächlich erfüllt wird.
Kein Happy End mit Baby
Anders ist es bei Jennifer Aniston. Der Hollywoodstar sprach in einem Interview mit dem Magazin Allure zum ersten Mal über die missglückten Versuche, schwanger zu werden.
Viele Gerüchte
Klatschmedien hatten jahrelang spekuliert, wann die heute 53-jährige Schauspielerin endlich ein Kind bekommt– ohne zu wissen, dass Aniston schon längst hart daran arbeitete. „Niemand wusste es“, gestand sie nun. „All die Jahre der Spekulationen. Es war wirklich hart. Ich machte künstliche Befruchtungen durch, trank chinesischen Tee. Ich versuchte alles.“ Ohne Erfolg.
Der Boulevard ging so weit zu behaupten, dass ihre Beziehungen zu Bruch gehen, weil sie kein Kind wolle und nur ihren Beruf im Auge habe. Mit dem heutigen Wissen eine noch schlimmere Verletzung als es solche Schlagzeilen wohl ohnehin schon sind.
Als sie sich 2016 in einem offenen Brief zur Wehr setzte, war sie noch mit Justin Theroux verheiratet (Trennung 2018): „Das sind rücksichtslose Vermutungen. Wir sind komplett mit und ohne Partner, mit und ohne Kind.“
Eveline Leitl, die als Psychotherapeutin seit mehr als 30 Jahren Personen mit Kinderwunsch begleitet, kennt die Problematik: „Es sind vor allem Frauen, die sich immer rechtfertigen müssen, warum sie keine Kinder haben. Ihnen wird dann schnell totaler Egoismus unterstellt.“
Dass Aniston mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit geht, findet Leitl wichtig: „Bekannte Persönlichkeiten können das Thema enttabuisieren. Es sollte mehr darüber gesprochen werden. Aber die Betroffenen sollen selbst entscheiden, mit wem sie darüber reden und wie viel sie preisgeben wollen.“ Es soll ein Intimthema bleiben, weil es sehr sensibel ist. Dass der „Friends“-Star diese schwere Zeiten publik macht, ist eine Methode, den Schmerz zu verarbeiten und einen Abschluss zu finden, so die Therapeutin.
Keine Ratschläge geben
Das sagt auch der Kinostar selbst: „Ich fühle mich jetzt erleichtert, weil es kein „Wird es was?„ mehr gibt. Daran muss ich nicht mehr denken.“ Der Zug sei abgefahren und sie fühle sich nun wie aus einem Winterschlaf erwacht. “Ich fühle mich am besten in dem, was ich heute bin, besser als jemals zuvor.“
Und was rät die Expertin wie Angehörige mit dem Thema umgehen sollen? „Einfach zuhören. Bitte keine Ratschläge geben und eine Adoption als Lösung vorschlagen. Das ist zum einen sehr kränkend und unsensibel und zum anderen gar nicht so leicht wie viele annehmen.“
Mehr Nachfrage
2021 wurden in Österreich 12.218 In-vitro-Fertilisationen (IVF) durchgeführt. 2002 waren es noch weniger als 5.000. Die Schwangerschaftsrate pro Transfer liegt bei 34,7 Prozent. Wobei nicht alle Schwangerschaften auch zu einer Geburt führen.
35, 9 Prozent der Frauen waren 2021 bei einer IVF in Österreich sind zwischen 36 und 40 Jahre alt.
Wenn es nicht klappt
Weitere Möglichkeiten sind eine Eizellenspende oder eine Samenspende.
Das Einfrieren von Eizellen ist in Österreich - anders als in anderen Ländern wie den USA - nur aufgrund von medizinischen Aspekten (Krebserkrankung) nicht erlaubt.
Psychotherapeutin Eveline Leitl spricht sich in diesem Bereich für Lockerungen aus. „Frauen haben oft erst in späteren Jahren solide Beziehungen, in denen sie auch Kinder wollen.“
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