Ganz schön konservativ: So verändern Kinder ihre Eltern

Seit jeher stehen sich die Generationen skeptisch gegenüber. Gegenseitige Vorurteile prägen die Diskussion zwischen Boomern und Zoomern, Millennials und Gen-X. Besonders älteren Semestern wird gern vorgeworfen, bieder und konservativ zu sein. Zu Unrecht, wie eine Studie eines internationalen Forschungsteams ergibt. Demnach ist nicht das Alter an zunehmend konservativen Haltungen schuld, sondern die Frage, ob man Kinder aufgezogen hat.
Die Hypothese der Forscher: Konservativen Menschen sind besonders Sicherheit, Stabilität und der Wertbegriff der Familie wichtig. Umgekehrt könnten daher konservative Grundsätze gerade für Eltern und jene, die es werden wollen, attraktiv sein.
So wurden zwei Gruppen amerikanischer Studierender in einem Experiment Fotos gezeigt: die einen bekamen Bilder von Haushaltsgegenständen vorgelegt, die anderen von Kindern. Bei der anschließenden Befragung zu Themen wie Einwanderung, Sex, Eheschließung oder Abtreibung gab die Kinderfoto-Gruppe die deutlich konservativeren Antworten. Alleine die visuelle Beschäftigung mit dem Thema Kinder beeinflusste demnach die Einstellung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Globale Erhebung
Eine weitere Untersuchung auf einer größeren Skala bestätigte das Ergebnis: Als 2.600 Erwachsene in zehn Ländern zu ihren Haltungen befragt wurden, waren die Konservativeren eher in der Gruppe der Eltern zu finden. Zusätzliches Back-up für die These geben die Daten der „World Values Survey“ (Welt-Werte-Erhebung) aus 40 Jahren mit mehr als 425.000 Teilnehmern in 88 Ländern. Diesen zufolge wird man mit zunehmendem Kinderreichtum konservativer.
Hoffnung und Kritik
Ein Hoffnungsschimmer für Länder mit sinkender Geburtenrate, meint Co-Autor Nick Kelly von der University of Pennsylvania: „Das könnte zur Liberalisierung dieser Länder beitragen.“
Etwas anderes sagt Diana Burlacu, Politikwissenschafterin an der Uni Newcastle. Sie meint, es könne nicht sicher festgestellt werden, ob Elternschaft Menschen konservativer werden lasse – oder ob konservative Menschen eher Kinder bekommen.
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