Beworben wurden bequeme und billigere Zahnkorrekturen als bei niedergelassenen Ordinationen. Laut der Website von DrSmile beginnen die Kosten der Zahnschiene bei 33 Euro pro Monat.
Nach einem Scan in einer Partnerpraxis bekommen die Konsumenten individuell angepasste Zahnschienen zugeschickt, die sie häufig über mehrere Monate tragen und regelmäßig auswechseln. Kontrolltermine beim Arzt gibt es keine, stattdessen laden die Patienten und Patientinnen Selfies in eine App. "Bei keinem einzigen Fall, den wir betreut haben, hat ein Zahnarzt den Scan durchgeführt, sondern Assistenten“, so Schranz.
Beratungen würden Verkaufsagenten übernehmen, medizinische Entscheidungen blieben Laien überlassen. Er berichtet außerdem von Konsumenten, die sich zum Kauf gedrängt oder nicht ausreichend über Vertrags- und Preisgestaltung informiert gefühlt hätten.
Hoher Preis
Schranz: "Im Endeffekt zahlen viele doppelt drauf, weil die Behandlung der Folgeschäden zwischen 7.000 und 8.000 Euro kostet. Viele haben insgesamt einen Schaden von 10.000 Euro.“ Bei Beschwerden seien die Anbieter dann oft gar nicht oder schwer erreichbar.
Diese Vorwürfe bestreitet DrSmile: "Unsere Experten begleiten jeden einzelnen Patienten schrittweise durch die gesamte Anwendung“, so der Anbieter in einem Statement. Über verschiedene Kanäle sei das Team "nahezu rund um die Uhr erreichbar“ und die Preisgestaltung "sehr transparent und simpel zu verstehen“.
Die Kontrolle per App sei laut KURIER-Anfrage an den Anbieter PlusDental eine "wichtige und gute Möglichkeiten zur genauen Begleitung“. Persönliche Termine seien "selten notwendig“, Meldungen über gesundheitliche Beschwerden nicht bekannt und Schmerzen oder ein falscher Biss "besonders unwahrscheinlich“.
Die Folgen dieser Behandlungen sehe Birgit Vetter-Scheidl von der Österreichischen Zahnärztekammer jedoch in der Praxis. Zu ihr kommen Patienten und Patientinnen mit Kopf- und Nackenschmerzen, Zahnverlust oder Zahnfleischabbau.
"Es geht nicht nur darum, dass die Zähne schön aussehen, es muss eine gute Diagnostik und Planung gemacht werden, die von einem Arzt oder einer Ärztin freizugeben ist. Bei diesen Anbietern ist das nicht so“, kritisiert die Zahnärztin.
Den Schaden nachträglich zu reparieren dauere meist deutlich länger als die ursprünglich Behandlung. In geübten Händen seien Aligner zwar "durchaus eine Möglichkeit für eine Kieferorthopädie, aber wir raten prinzipiell von Selbstbehandlungen ab.“ Bei Karies würde auch niemand das Loch selbst bohren.
Wie und wann sollen Zähne behandelt werden?
Grundsätzlich ist bei Behandlungen zwischen Kiefer- (Kieferorthopädie) und Zahnfehlstellungen (Orthodontie) zu unterscheiden. Am Kiefer arbeitet man, sobald eine Fehlentwicklung entsteht. Oft ist das schon im Milchzahnalter der Fall, bevor Kinder in die Pubertät kommen, erklärt Vetter-Scheidl.
Zahnfehlstellungen werden hingegen erst korrigiert, wenn möglichst viele Zähne da sind. Oft ist das ab zwölf Jahren der Fall. "Es ist State of the Art, mit Alignern zu arbeiten“, erklärt die Expertin. Denn sie erzielen heute oft dieselben Ergebnisse wie eine feste Spange und werden in jedem Alter angewandt. Ein Vorteil von Alignern ist, dass sie oft schonender für Zahn und Zahnhalteapparat sind und man ohne sie isst und Zähne putzt. Auch eine Kombination aus fester Spange und Aligner ist möglich, wenn etwa Brackets auf einzelne Zähne geklebt werden.
Nur bei der Gratiszahnspange, die Kinder unter 18 Jahren mit erheblicher Zahn- oder Kieferfehlstellung bekommen, sind Aligner nicht erlaubt. "Wenn es die Kasse bezahlen soll, schreibt das Gesetz vor, dass wir mit Brackets arbeiten.“
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