Wenn die langersehnte Inzest-Liebe an moralischen Werten kratzt

Daemon und die junge Rhaenyra
In der HBO-Serie "House of the Dragon" werden Onkel und Nichte ein Paar. Die Zuschauer sehnten die inzestuöse Liebe herbei und haben dabei gleichzeitig Schuldgefühle.

Die Kritiken sind wohlwollend, das Prequel von "Game of Thrones" mit dem Namen "House of the Dragon" hat auf HBO hat Millionen von Zusehern und dazu auch einen kleinen Skandal.

Die Inzest-Beziehungen in der Familie der Targaryens sind in den George R.R. Martins Büchern ausführlich beschrieben, diese jetzt aber im TV zu sehen - einige Kritiker sprechen auch von einem Ausschlachten der Szenen - wirken für viele Fans verstörend.

"Ist Inzest jetzt okay für uns?" fragt die Cosmopolitan. Und viele Zuschauer der Fantasy-Serie zeigen auf Twitter, wie ambivalent ihre Gefühle sind, wenn es um die Liebe von Kronprinzessin Rhaenyra und Daemon Targaryen geht - ihrem Onkel.

Schon lange bahnt sich eine romantische Beziehung an, als Rhaenyra noch eine Jugendliche ist und Daemon Mitte Dreißig. Die Fans sind zwiegespalten, weil Inzest-Paare nach heutigen moralischen Codes ein absolutes Tabu sind und die Thematik oft mit Missbrauch zu tun hat.

Aus heutiger Sicht Missbrauch

Die detailreich erzählte Romanze von Rhaenyra und Daemon lässt Zuseher aber dennoch auf Sex und Zweisamkeit zwischen Nichte und Onkel hoffen, sogar den Hashtag #Daemyra gibt es bereits - ein Wort aus den Namen der beiden.

Der Showrunner der Serie gibt via Variety zu: "Was Daemon der jungen Rhaenyra antut, ist in der heutigen Terminologie ein Akt des Missbrauchs. Und so ein traumatisches Ereignis prägt auch Rhaenyra in ihrer zukünftigen Entwicklung." Die werden wir aber erst in den kommenden Staffeln sehen.

 

Wenn die langersehnte Inzest-Liebe an moralischen Werten kratzt

Onkel und Nichte werden ein Paar

Keine Angst

Auf Twitter fragt sich ein Fan besorgt: "Warum hoffe ich, dass Inzest begangen wird?" Die US-Sexualtherapeutin Carol Queen beruhigt jedoch in einem Interview zu dem Thema. Man müsse sich keine Sorgen darüber machen, immerhin sei die Welt um die Targaryens eine rein fiktive Geschichte. Der Wunsch, dass die Prinzessin und ihr Onkel ein Paar werden, bedeute nicht, dass man insgeheim auf inzestuöse Beziehungen steht oder sie im Allgemeinen gutheißt, so Queen.

"Wir wissen bereits, dass wir es mit Targaryens zu tun haben, und wir wissen, dass dies eine zentrale Sache für sie ist – eine kulturelle Erwartung, die sie haben und die wir an sie haben."

In der Fantasy-Saga will die wasserstoffblonde Herrscher-Familie ihr Blut damit reinhalten und den Machterhalt sichern. Das war in der realen Welt in vielen Adelshäusern und der noch früheren Geschichte aber nicht viel anders. Kleopatra war beispielsweise die Ehefrau ihrer Brüder.

Wenn die langersehnte Inzest-Liebe an moralischen Werten kratzt

Die Targaryens haben sich stark gekreuzt, wie die Ptolemäer Ägyptens, sagt Autor George R.R. Martin

Erbkrankheiten

Autor George R.R. Martin selbst erklärte dazu: "Die Targaryens haben sich stark gekreuzt, wie die Ptolemäer Ägyptens (makedonisch-griechische Dynastie, Anm. d. Red.). Wie jeder Pferde- oder Hundezüchter bestätigen kann, akzentuiert diese Vermischung sowohl Fehler als auch Stärken und treibt eine Abstammungslinie in die Extreme."

Aus wissenschaftlicher Sicht sind es vor allem negative Auswirkungen, die Nachfahren von Inzest-Paarungen aufweisen. Von Behinderungen, psychischen Problemen bis Erberkrankungen geht die Liste. Bei konsequenter und langer Inzucht einer Sippe verschwindet dieser Effekt jedoch, da sich die kranken Nachfahren weniger stark fortpflanzen.

Natürliche Inzestmeidung

Evolutionstheoretiker nehmen an, dass der Mensch eine Art Erkennungsmechanismus bei Personen hat, die ähnliche Gene aufweisen und die sexuelle Anziehung gehemmt wird. Im Tierreich ist dieser stark ausgeprägt. Hier wird oft nach Partnern mit einem stark unterschiedlichen Immunsystem gesucht, um Nachkömmlingen ein stärkeres Immunsystem zu verschaffen und genetisch anpassungsfähiger zu sein.

Die Bestrafung von sexuellen Beziehungen zwischen Blutsverwandten geht auf das Alte Testament zurück. Ab der Aufklärung wurden die Gesetze gelockert. Das Thema ist jedoch schon ab der griechischen Antike ein sehr zwiespältiges. Damals gab es bereits Verbote. Geschwister durften heiraten, nicht aber Vater und Tochter oder Mutter und Sohn.

In Österreich wird Blutschande zwischen Verwandten einer geraden Linie (Oma, Opa, Vater, Mutter, Kinder) heute mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet. Bei Geschwistern mit bis zu sechs Monaten. Cousin und Cousine dürfen heiraten. Das moralische Tabu bleibt jedoch.

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