Allergiker: Gräserpollen werden heuer intensiver

Allergiker: Gräserpollen werden heuer intensiver
Für Allergiker könnte es zu mehr Beschwerden kommen. Der Klimawandel bringt darüber hinaus neue Pflanzen ins Land, die Symptome auslösen können – allen voran subtropische Ziergräser.

Die frühsommerlichen Tage haben der Blühbereitschaft der Gräser einen weiteren Schub verpasst: Dieser Tage werden in den Tieflagen die ersten Gräser zu blühen beginnen. „Damit wird die Hauptsaison eingeläutet“, sagt Maximilian Bastl, Leiter des Pollenservice an der Medizinischen Universität Wien.

Für die mit Abstand größte Gruppe der Allergikerinnen und Allergiker – jene, die auf Gräserpollen reagieren – beginnt damit jetzt eine der anstrengendsten Phasen des Jahres: Bis August können sie von Beschwerden wie juckenden Augen, Niesen und Atemwegsproblemen heimgesucht werden.

Und vermutlich wird auch die Intensität den derzeitigen Prognosen zufolge höher sein. Warum eine intensivere Saison möglich ist, erklärt Bastl mit den zwar vereinzelten, aber durchaus ausreichenden Regentagen im März und April. „Sie haben die Entwicklung der Gräser stark gefördert. Auch die Temperaturen waren dafür ideal.“

Überschneidungen bei Allergenen

Doch nicht selten kommt es vor allem zu Beginn der Saison zu stärkeren Belastungen. Dafür sind unter anderem Veränderungen in der Blühbereitschaft mancher Gräser, bedingt durch höhere Temperaturen, verantwortlich. Ein gutes Beispiel dafür ist der Glatthafer, der teilweise bereits in Wien blüht. „Schon im Vorjahr war er als eines der ersten Gräser dabei“, erinnert sich der Experte.

Üblicherweise stäubt die Pflanze erst nach Wiesenrispengras und Knäuelgras – diese leiten die Gräserpollensaison traditionell ein. „Da mit Glatthafer und Knäuelgras gleich zwei stark allergene Gräser zu Beginn der Saison blühen, können die Symptome bei den Betroffenen auch stärker ausfallen.“

Wärmere Winter und Überschneidungen

Auch wenn man es vermuten könnte: „Tatsächlich sind die Gräser generell nicht früher dran, die Saisonen werden im Langzeitvergleich auch nicht intensiver“, betont Bastl. Das habe erst 2024 eine Langzeitstudie in mehreren europäischen Ländern gezeigt. Die Ergebnisse der einzelnen Länder decken sich.

Zwar setzen durch zunehmend wärmere Winter als Folge des Klimawandels die Blühsaisonen mancher Pflanzen früher ein – aber eben nur einzelne Arten. „Wenn etwa der Glatthafer schon früher dran ist, verfrüht das die Saison nicht, da zu dieser Zeit auch bereits andere Vertreter der Gräser traditionell blühen.“

Dass veränderte Temperaturen die Pflanzen unter Stress setzen und sie als eine Überlebensstrategie mehr Pollen produzieren, ist allerdings ein Phänomen, das Ökologen bei manchen Pflanzenarten beobachten. Und das hat eben auch Folgen auf den Menschen: Es sind mehr Allergene in der Luft.

Pollen: "Zugereiste" Pflanzen nehmen zu

Allerdings gibt es auch bei den Gräsern Neuzugänge unter den Allergieauslösern, sogenannte eingewanderte Neophyten. „Etwa im städtischen Bereich gibt es bereits viele wärmeliebende Gräser, die die Saison verlängern.“ Bastl nennt etwa das Hundszahngras, das erst im Juli und August blüht und etwa in Südafrika als eines der Hauptallergene bei Gräsern gilt.

Seit einigen Jahren berichten Allergiker auch bei uns über stärkere Beschwerden. Auch subtropische, sommerblühende Ziergräser, die im städtischen Raum gern angepflanzt werden, können im Hochsommer für Probleme sorgen und Beschwerden verlängern, „vor allem in städtischen Bereichen“, sagt Bastl. Ihre Blühzeit beginne üblicherweise erst im Juli und reiche bis in den September hinein. Das trifft unter anderem auf das Lampenputzergras, die Rutenhirse oder das Chinaschilf zu. Dazu erwähnt Bastl das Gemeine Schilf, das an der Alten Donau oder am Neusiedlersee bis September für „deutlichen Gräserpollenflug sorgen kann“.

Eine Prognose, wie sich diese wärmeliebenden Neuzugänge weiter verbreiten, sei derzeit nicht absehbar. „Man kann aber davon ausgehen, dass sie auch in Zukunft durch die globale Erwärmung bei Allergikern in Österreich an Relevanz gewinnen werden.“

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