Zeit, den grünen Daumen wieder zu aktivieren
Mit den Eisheiligen ist das so eine Sache. Die überlieferten Frosttage zwischen 11. und 15. Mai sind zwar meteorologisch nicht belegbar, aber ein gutes Richtdatum für Hobbygärtner. Denn meist friert es im Mai noch ein paar Mal, was zu früh gesetzte Pflanzen zu traurigen Erscheinungen degradiert.
Aber was hilft die Weisheit, wenn es im Februar 20 Grad hat, alles sprießt und der grüne Daumen arg kribbelt. Wer gerne gartelt, will loslegen. Was kann man also schon angehen, ohne eine kräftige Frostwatsch’n zu riskieren?
Franco Baumeler leitet die Schaugärten des Vereins Arche Noah und bezeichnet sich als "Fan der Eisheiligen": "Für mich gibt es sie. Nicht streng kalendarisch genommen, aber man sollte meterologisch den Temperaturverlauf in der Nacht im eigenen Ort verfolgen."
Planen & Düngen
Davon unabhängig kann man aber schon Beete oder Töpfe vorbereiten. Umgraben, falls man es nicht schon im Herbst gemacht hat. Oder zumindest auflockern – das drei- bis fünfzackige Werkzeug dafür heißt übrigens Kultivator oder Sauzahn. Faustregel des Profis: "Beete kann man vorbereiten, wenn es der Boden zulässt. Wenn die Erde nass und klebrig ist, besser noch bleiben lassen." Wichtig ist, dass man den Boden nach Bearbeitung nicht nackt lässt. "Er soll immer gut mit Gründüngung bedeckt sein, damit die Bodenlebewesen ernährt und geschützt sind." Etwa mit Phacelia (Bienenweide).
Außerdem kann der sehnsüchtige Pflanzenfan jetzt Pläne schmieden. Baumeler: "Ich bin ein akribischer Planer und weiß genau die Fruchtfolge, also was wann wohin kommt." Nach solchen Plänen kann man schon jetzt die Dünger einbringen. Im Arche Noah-Garten wird seit dieser Woche geackert und mit Skizzen festgelegt, wo über die Saison Stark-, Mittel- und Schwachzehrer hinkommen werden. "Paradeiser, Kohl- und Kürbisgewächse oder Paprika brauchen viele Nährstoffe, dort arbeiten wir jetzt Pferdemist ein, der ist für Starkzehrer perfekt." Der Hobbygärtner ohne eigenes Gestüt greift vielleicht auf Pferdemist-Pellets zurück. Hornspäne ist auch gut, dem Profi aber nicht sympathisch: "Dass dafür in Massentierhaltung Rindern Hörner abgesägt werden, passt nicht zur Bio-Idee." Urgesteinsmehl speichert als Dünger Nährstoffe sehr gut und kann daher schon in den Kompost selber eingebracht werden, außerdem ist es pilzhemmend. Ganz große Stücke hält Baumeler auf Schafwolle.
Für Terrassenbesitzer ist die Planung der Pflanz-Anordnung und -Abfolge besonders wichtig, um den Platz perfekt zu nutzen und weil durchdachte Arrangements viel stärker wirken. Man kann jetzt etwa basteln, Rankgitter bauen, wo was ranken soll.
Jedenfalls kann der ungeduldige Balkon- oder Terrassengärtner überlegen, ob er seine Substrate auffrischen muss, also die Erde in den Töpfen. Es muss ja nicht immer frische Erde sein, oft kann man die alte einfach aufbereiten. Zuerst in der Erinnerung stöbern: Was war im Vorjahr hier gepflanzt? Wenn das stark gezehrt hat, muss man mehr düngen. Wenn das Substrat das Wasser schlecht durchgelassen hat, muss man es auflockern und eventuell Sand einmischen. Trocknete es schnell aus, kann man Speicher wie Ziegelsplitter einbringen.
Aussaat & Freiluft
Im Arche Noah-Garten wurden diese Woche schon Busch- und Ackerbohne gesät. Auch Erbsen, Salat, Spargel, Rettich, Rhabarber, Karotten, Spinat, Rote Rüben und Zwiebeln kann man schon säen, Erdbeeren bereits pflanzen. Mit erhöhtem Augenmerk, betont Baumeler: "Im Freiland muss man bei plötzlichem Frost alles mit Folie bedecken. Da muss man noch dahinter sein." An geschützten Plätzen auf Terrasse und Balkon kann man dafür schon Radieschen, frühe Karotten oder Pflücksalate probieren. Oder auch Rucola.
Höchste Zeit ist es für Blumenzwiebel, so sie nicht im Herbst gesetzt wurden. Dahlien und Pelargonien dürfen in den nächsten Wochen hinaus, Mohn, Ringelblumen, Schleierkraut, Wicken und Gänseblümchen könnte man schon säen. Wer ein Auge darauf und ein Fleecemäntelchen griffbereit hat, kann bald Oleander und Lorbeer vor die Türe stellen, am besten an die warme Hauswand.
Fast perfekt ist die Zeit für Kräuter, wenn man sie aus Samen ziehen will: "Damit kann man schon beginnen, Thymian und Salbei zum Beispiel."
Schnitt & Trends
Obstbäume und Sträucher schneidet werden am besten im Sommer gestutzt, nach der Ernte. "Da kann die Pflanze gut heilen, aber oft kommt man dann nicht dazu." Deshalb schneiden viele jetzt die Bäume, überall werden Kurse angeboten und tatsächlich ist der richtige Schnitt eine Kunst. Jedenfalls muss er vor dem Austrieb geschehen. "Danach ist es zu spät", betont Baumeler.
Wer sich schon einmal neue Pflanzen für die Privatflora überlegt, sollte die Wasabirauke versuchen. "Die kommt seit zwei Jahren in Mode, ist ein mehrjähriger Rucola, der nach Wasabi schmeckt." Für die Zukunft sieht Baumeler auch "Permaveggie" im Kommen, mehrjährige Gemüsepflanzen wie Winterheckenzwiebel, Gartenampfer oder ausdauernden Buchweizen. Man könnte sich jetzt auch seinen Traum-Smoothie überlegen und alles dafür selbst anpflanzen. Baumeler rät dafür zu Mangold. "Da hat man nämlich schnell viel davon."
Dahlien (Bild) und Pelargonien können bald raus, Astern, Kornblumen und Nelken sollten noch etwas im Glashaus bleiben. Die Samen von Mohn, Ringelblume, Schleierkraut und Wicken kann man dafür schon säen.
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