Frauen und Männer ähnlicher als gedacht

Zu 80 Prozent stimmen Frau und Mann bei den dreiviertel aller Eigenschaften überein, sagen US-Forscher
Die Geschlechter denken und fühlen doch nicht so unterschiedlich, sagen US-Forscher.

Männer teilen ihre Gefühle selten, Frauen sind emotionaler, Männer sind mutiger, Frauen kommunikativer, Mann stressresistent, Frau moralisch, ich Tarzan, du Jane - Geschlechter-Stereotypen dominieren stark das Zusammenleben von Mann und Frau. Viele erfüllen sie, andere lehnen sie bewusst ab. Aber kaum jemand entkommt ihnen.

Die Ergebnisse einer neuen, großen Studie entzieht nun vielen dieser Klischees die Grundlage. Studienleiter und US-Psychologe Zlatan Krizan, Professor an der Iowa State University: "Männer und Frauen ticken ähnlicher als wir denken." Mit seinem Team überprüfte Krizan in einer Meta-Studie die Ergebnisse von 100 Gender-Studien, an denen insgesamt über zwöf Millionen Menschen teilnahmen. Überraschendes Resultat, veröffentlicht im American Psychologist: 80 Prozent Übereinstimmung bei 75 Prozent der psychologischen Eigenschaften zwischen Mann und Frau.

Das sich selbst erfüllende Klischee

Diese Erkenntnis wäre überraschend, aber harmlos. Wenn es da in der Psychologie nicht die Sache mit der "Sich selbst erfüllenden Prophezeihung" gäbe. Geschlechter-Stereotype führen dazu, dass Buben und Mädchen ihnen bewusst wie unbewusst nacheifern. Um sie dann als Erwachsene wiederum den Kindern vorzuleben. Professor Krizan erklärt das so: "Die Suggestion ist, dass Mann und Frau in psychologioschen Charakteristika unterschiedlich sind. Und der Mensch strebt nach der Erfüllung der Suggestion." Nun habe man aber in allen Bereichen geforscht: "Ob wir nun kognitive Fähigkeiten, Intelligenz, Sozialverhalten oder persönliche Gefühle überprüft haben: Die Unterschiede sind viel kleiner als gedacht." Selbst in verschiedenen Altersgruppen sei das Ergebnis immer ähnlich ausgefallen.

Die Genderforscher betonen allerdings, dass es durchaus Unterschiede gibt, bei zehn Eigenschaften habe man sogar deutliche gefunden. Das höhere Aggressionspotential bei Männern gebe es beispielsweise wirklich. Gruppenunterwerfung ist demnach tatsächlich eher weiblich, ebenso wie höheres Schmerzempfinden.

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