Firma führt Menstruationsurlaub ein

Ist Menstruationsurlaub eine Ent- oder Belastung für Frauen?
Arbeit soll mit dem natürlichen Zyklus des Körpers synchronisiert werden.

Das Unternehmen Coexist in der englischen Stadt Bristol ist das erste Unternehmen des Landes, das "Menstruations-Richtlinien" für Frauen einführt. Dadurch sollen weibliche Mitarbeiterinnen, die unter Regelbeschwerden leiden, entlastet werden. Im Zuge der Maßnahme ist geplant, flexiblere Arbeitszeiten einführen, damit Frauen, die während ihrer Periode mit Krämpfen und Unwohlsein zu kämpfen haben, Zuhause bleiben können. Dadurch wolle man ein freundlicheres und gesünderes Arbeitsumfeld schaffen. Das berichtet der Telegraph.

"Das letzte große Tabu brechen"

Coexist hat 24 Mitarbeiter, wovon sieben männlich sind. Bex Baxter, eine der Geschäftsführerinnen des Unternehmens erzählt, dass sie schon oft beobachtet habe, dass weibliche Mitarbeiterinnen unter Regelbeschwerden leiden: "Sie fühlen sich schuldig und schämen sich, wenn sie sich eine Auszeit nehmen. Oft sitzen sie einfach still an ihrem Schreibtisch und wollen nicht, dass irgendjemand etwas von ihren Schmerzen bemerkt. Ich finde, es ist an der Zeit, etwas dagegen zu tun und das letzte große Tabu zu brechen.", so Baxter zum Telegraph.

Sie hofft, dass die Produktivität durch die neue Richtlinie steigt. Es gehe nicht darum, Mitarbeiterinnen mehr freie Tage zu ermöglichen, sondern die Arbeit mit dem natürlichen Zyklus des Körpers zu synchronisieren. Die Richtlinie soll es Frauen ermöglichen, auf die Bedürfnisse ihres Körpers zu hören, ohne die Periode mit einer Krankheit gleichzusetzen.

Kritische Stimmen

In manchen asiatischen Ländern wie beispielsweise Indonesien oder Japan ist bezahlter Menstruationsurlaub schon Jahrzehnten gesetzlich verankert. Der britische Professor Gedis Grudzinskas forderte dieses Recht vor rund zwei Jahren auch für Frauen in Europa ein. Der Vorschlag sorgte damals für gewaltige Aufregung in den sozialen Netzwerken. Während manche argumentierten, dass Männer dadurch benachteiligt werden würden, kritisierten andere, dass es Frauen durch diese Maßnahme am Arbeitsmarkt noch schwerer hätten als ohnehin schon. Die Einstellung von Frauen wäre dann mit zusätzlichen Kosten für den Arbeitgeber verbunden, die dieser meiden möchte.

Sonja Vogel schreibt in einer Kolumne in der taz, dass die Idee eines bezahlten Menstruationsurlaubs nahtlos "an eine jahrhundertealte Tradition anknüpft, nach der menstruierende Frauen aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden." Sie argumentierte, dass im Sinne der Gleichberechtigung die Lohnschere zwischen Männern und Frauen geschlossen werden sollte, anstatt mit einem bezahlten Menstruationsurlaub ein "Trostpflaster" anzubieten, dass Frauen aus Angst vor Nachteilen sowieso nicht annehmen würden.

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