Dreißig Jobs in einem Jahr
Eine Woche lang war sie Praktikantin in einem Berliner Architekturbüro, eine Woche lang Winzerin an der Mosel. Ebenso durfte sie sich als Marktruferin, Bauarbeiterin und Lehrerin in ihrem Heimatort Emden ausprobieren. Und Tierpräparatorin im Naturhistorischen Museum in Wien war sie auch.
Sicherheit hinschmeißen
Die heute 30-Jährige hatte einen "unverschämt gut dotierten" Job beim größten deutschen Autohersteller. Doch nach acht Jahren als Personalplanerin in der Konzernzentrale und Personalberaterin in China gelangte sie zur Erkenntnis: "Meine Arbeit war nicht schlecht, aber ich habe mich immer fehl am Platz gefühlt. Ich hatte den Eindruck, dass ich da nicht hinpasse."
Weil sie in ihrem Umfeld die Leidenschaft fürs Arbeiten, aber auch fürs Leben vermisste, ließ sie sich zunächst für ein Jahr karenzieren. Den sicheren Job hinschmeißen, das verstanden im Juli 2014 nur wenige.
Doch Stöhr hatte genügend Geld angespart und ihren Lebensstil bereits auf "genügsam" gedrosselt, kam fortan auch ohne Auto vorwärts. Bald fand sie bei ihrer Jobhopping-Tour heraus, dass es für sie diesen einen Traumberuf nicht geben kann. Dennoch fiel es ihr bei mehr als einer Station schwer, sich zu verabschieden. Etwa in der Online-Redaktion eines Münchner Frauenmagazins oder in der Print-Redaktion des Hamburger Geo-Magazins. Vor allem aber bei einem privaten Berliner Personalberater.
Heute sagt Jannike Stöhr, die ihren Ausstieg aus der gut bezahlten, aber wenig inspirierenden Komfortzone nicht eine Sekunde bereut: "Interessant waren für mich nicht nur meine dreißig Praktika. Spannend waren für mich auch die leidenschaftlich arbeitenden Menschen, die ich in den zwölf Monaten begleiten und kennenlernen durfte."
Leichter von der Hand
Auf dem Weg zum Traumjob hat die Suchende schnell verstanden: "Überall dort, wo man Unternehmenskultur nicht als Schlagwort auf der Homepage versteckt, sondern tatsächlich lebt, fühlen sich die Menschen wohler. Dort geht auch die Arbeit leichter von der Hand." Bleibt am Ende noch die Frage, welcher Beruf ihren persönlichen Träumen am nächsten kommt. Einige Hinweise dazu finden sich in ihrem Blog 30-jobs-in-einem-jahr.de. Dem KURIER erzählt sie am Rande der GLOBART Academy in Krems: "Ich habe im Mai in Berlin eine Online-Beratungsagentur gegründet."
Menschen, die so wie sie mit ihrer Arbeit nicht zufrieden sind, versorgt Stöhr via Skype mit Anregungen für eine Neuorientierung. Dabei kann sie auch auf ihren Erfahrungsschatz bauen.
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