Warum es in Triest Sachertorte und Dobos-Torte gibt

Warum es in Triest Sachertorte und Dobos-Torte gibt
Ein Gefühl wie im Wiener Mehlspeisenparadies stellt sich in Triest schnell ein. Und: Pinzen gibt es hier immer, nicht nur zu Ostern.

Apfelstrudel, Sacher-, Dobos-, Linzertorte, Krapfen – und dann noch Pinzen. Einen Moment lang glaubt man sich in einer Wiener Konditorei zur Osterzeit. Aber Moment, gerade stieg einem doch noch der Geruch von Meer und frischem Fisch in die Nase. Mit der Orientierung klappt es dann schnell wieder: Ja, der Aufenthaltsort ist noch immer Triest. Dass man sich im Wiener Mehlspeisenparadies vermutet, ist allerdings ebenso real. 500 Jahre Zugehörigkeit zur österreich-ungarischen Monarchie haben ihre Spuren in der Hafenstadt hinterlassen. Nicht nur architektonisch, sondern auch kulinarisch. Da findet man in den traditionellen Buffets auf der deftigen Seite etwa unter dem fast lieblichen Namen crauti Sauerkraut als Beilage. Und in den eingesessenen Konditoreien eben typisch österreichische Torten und Kuchen.

Historische Patina

In der historischen Pasticceria „La Bomboniera“, zentral gleich hinter dem Triestiner Canale Grande in der Via Trenta Ottobre 3 gelegen, lässt es sich besonders gut in vergangene Zeiten eintauchen. Die Einrichtung ist auch heute noch aus dunklem Holz, wie im 19. Jahrhundert, und die Mehlspeisen werden wie damals in einem holzbefeuerten Backofen gebacken. Seit 1848 ist der Name der Gründerfamilie Eppinger mit Triest verbunden. Während man in der „Bomboniera“ auf Tradition setzt, kann man im nicht weit entfernten Eppinger Caffè auch durch modernere Kreationen kosten. Oder durch die Lunch-Karte. Das „Bomboniera“ ist auch durch seinen Publikumsmix sehenswert. Das kleine Geschäftslokal ist nicht zum Verweilen eingerichtet. Die Kunden stellen sich an, bestellen an der Theke, bezahlen – und gehen wieder. Als Entgegenkommen an moderne Zeiten gibt es mittlerweile einen Gastgarten, draußen in der Fußgängerzone.

Wer nicht im Freien sitzt, sondern den einzigen (kleinen) Tisch im Inneren der Konditorei ergattert hat, kann bei seinem Capo in B (ein Espresso mit einem Schuss Milch im Glas) oder seinem Caffelatte (ein Cappuccino) ein buntes Publikum beobachten. Da kommen Einheimische aus der Nachbarschaft um ihre frischen cornetti (Croissants, die es leer oder gefüllt mit Marmelade und Creme gibt) oder Kuchen zu holen ebenso wie die Männer der Müllabfuhr. Und Feuerwehrmänner stellen sich hinter Touristen um einen schnellen Kaffee zum Mitnehmen an.

Immer wieder wird auch eine der Pinzen geordert, die auf der Vitrine in verschiedenen Größen aufgetürmt sind. Denn in Triest ist sozusagen das ganze Jahr über Ostern – und es gibt das flaumige Germteiggebäck immer. Es heißt hier Pinza und ist wirklich eine waschechte Pinze, wie man sie von Ostern kennt: Flaumig, dottergelb und fein nach Anis schmeckend. Im Gegensatz zu den cremigen Torten eignet sie sich als Mitbringsel und übersteht auch die Heimreise unbeschadet.

Tipps

Essen: Der edle Italo-Supermarkt „Eataly“ ist im ehemaligen Weinlager am Meer untergebracht und bietet alles, was das Herz begehrt, inklusive Restaurant. eataly.net

Trinken: Tagsüber  Kaffee in einem der vielen Kaffeehäuser, abends einen Aperitivo in einem der Straßenlokale.

Anschauen:  Das Museo Revoltella ist ein historisches Stadtpalais und eine Galerie für moderne Kunst. museorevoltella.it

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