Virginie Taittinger: Den Namen zu tragen, ist die eine Sache. Aber mein größter Stolz ist, mehr als zwanzig Jahre mit meinem Vater gearbeitet zu haben. Jetzt ist der Name eine Garantie für Know-how und Geschichte, die man mir nicht nehmen kann und die in meiner Arbeit gefunden werden kann.
Warum haben Sie Ihr eigenes Business gestartet?
Es ist extrem schwer, wenn nicht unmöglich, ein neues Champagnerhaus zu gründen. Es erfordert so viel Wissen, Zeit, Energie und diese Ambition bringen nur sehr wenige Menschen auf. Nach dem Verkauf von Taittinger Champagner dachte ich eine Zeit lang, ich könnte etwas anderes machen. Aber sehr schnell habe ich realisiert, dass es selbstsüchtig wäre, meinen Kindern nicht die Chance zu geben, mit Champagner zu arbeiten, wie ich sie hatte.
Woran erkennt man guten Champagner?
Ob man einen Champagner mag oder nicht, ist sehr subjektiv und hat nicht immer etwas mit der Qualität des Weines zu tun. Es gibt jedoch Möglichkeiten, um objektiv festzustellen, ob ein Champagner gut ist: Nutzen Sie zunächst einmal Ihre Nase. Sie sollten bei Champagner so ins Glas riechen, wie sie es bei einem Glas Wein machen würden. Der Geruch ist ein sehr guter Indikator für die Qualität und die Trinkfertigkeit des Champagners. Wenn Sie schon beim Blick ins Glas sehen, dass Champagnerbläschen wild durchs Glas fliegen, bedeutet das, dass der Champagner zu jung ist. Wenn Sie bei so einem Champagner reinriechen, würde Ihre Nase wahrscheinlich unangenehm kribbeln.
Danach folgt der erste Schluck. Guter Champagner bildet keinen Schaum im Mund, sondern fließt wie Weißwein. Man sollte nur leichte, feine Bläschen spüren. Für Laien ist es oftmals schwer, zwischen Süße und Säure zu unterscheiden. Wenn man allerdings nach ein paar Schlucken das Gefühl hat, leichtes Sodbrennen zu bekommen, stimmt die Qualität nicht, beziehungsweise ist der Champagner noch zu jung. Wir bei Virginie T. umgehen das, indem wir unserem Champagner mindestens sechs Jahre zur Reifung in unseren Kellern Zeit lassen.
Wann ist die ideale Tageszeit für Champagner?
Guten Champagner kann man von 22 bis 10 Uhr morgens genießen! Es ist aus meiner Sicht keine Frage wann man, sondern vielmehr eine Frage, mit wem man Champagner trinkt. Es sollte immer ein angenehmer Moment sein, aber es muss nicht immer ein besonderer Anlass sein. Das Öffnen der Flasche ist ohnehin ein Anlass für sich. Wir haben verschiedene Champagner im Angebot, die auch zu den unterschiedlichsten Zeiten konsumiert werden können. Unser „Vintage 2009 Extra Dry Special Macaron“ eignet sich hervorragend zum Brunch oder zur „Teatime“ mit Gebäck.
Was ist der Unterschied zwischen Winzerchampagner und klassischem Champagner?
Das ist ein sehr umfassendes Thema und es gibt hier auch kein Richtig oder Falsch. Der große Unterschied liegt in der Mischung. Und genau diese macht es aus. Der Champagner eines Winzers repräsentiert die Qualität eines einzelnen Dorfes. Er ist interessant, weil er besonders typisch ist und die Region widerspiegelt.
Aber die Schönheit des Champagners liegt, aus meiner Sicht, in der Kunst des Verschnitts von Weinen aus verschiedenen Dörfern. Das ist auch das Geheimrezept der großen Häuser. Es verleiht dem Wein Komplexität. Wir bieten beide Arten an. Als Beispiel: Unser Extra Brut umfasst siebzehn verschiedene Dörfer, wohingegen unser Brut Nature sehr typisch nach den Grands Crus von Verzenay schmeckt.
Wie öffnet man Champagner richtig?
Zu allererst: Vergewissern Sie sich, dass die Flasche kalt ist. Halten Sie die Flasche immer in sicherer Entfernung von sich selbst oder anderen Personen. Drehen Sie die Metallschlaufe auf, um den Drahtkäfig zu lösen, und entfernen Sie den Drahtkäfig und die Folienumhüllung. Zu guter Letzt halten Sie den Korken fest und drehen Sie die Flasche (NICHT den Korken!) vorsichtig mit Ihrer Hand, bis er herausspringt. Normalerweise schaffen es Sommeliers, kein Geräusch zu machen, aber meiner Meinung nach gehört das zum Champagnererlebnis dazu.
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