Mythos Mumien: Eiskalte Zeitzeugen
Juli 2011, Jakutien im Osten von Sibirien: Eine Gruppe von Jukagiren, Angehörige des einheimischen Volkes, genießen das ungewöhnlich warme Wetter am Ufer des Chukchalakh Sees, als sie plötzlich etwas Ungewöhnliches im Boden entdecken: Ein Bison, der aussieht, als wäre er noch gestern durch die sibirische Tundra gelaufen. Tatsächlich ist das Tier seit etwa 9000 Jahren tot.
Woher man das weiß? Forscher haben das Tier mittlerweile untersucht und ihre Erkenntnisse jetzt im renommierten Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht. Die Sensation: Die Mumie ist nahezu unversehrt.
Erkenntnis auf Eis
Potapova und ihr Team haben den Fund aus dem Permafrost analysiert: Das Bison war zwischen vier und fünf Jahre alt und hatte nur wenig Fett im Nacken und Bauchbereich. Nicht nur die 9000 Jahre alte Hülle ist perfekt erhalten, im Pansen fanden sie die letzte Mahlzeit des Bisons – Pflanzenreste, Wurzeln und sogar Sträucher sowie Baumäste. Ein Indiz für karges Nahrungsangebot? Möglich: "Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit in der sibirischen Steppe verhungert", sagt Potapova.
Oft seien es Goldgräber, die zufällig über Mammuts stolpern, erzählt sie. Damit die Funde auch gemeldet werden, wurde mittlerweile ein hoher Finderlohn ausgesetzt. Mit Erfolg. Und so hat man in Sibirien begonnen, unterirdische Hallen in den Permafrost zu schlagen, um die Eis-Relikte fachgerecht lagern zu können. "Das ist bei riesigen Mammuts oder Wollhaar-Nashörnern ein Problem", sagt Göhlich."
Was neue Untersuchungsmethoden können, wird auch an einem anderen Baby-Mammut sichtbar: Als man Lyuba – sie wird derzeit in Chicago gezeigt – in den CT steckte, fand man in ihrem Magen Muttermilch. Sie wurde also noch gesäugt.
INFO: "Mammuts. Eismumien aus Sibirien", ab 18. 11. 2014 im NHM
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