Die Magie von Tarock, Bridge und Schach

Die Magie von Tarock, Bridge und Schach
Das Kaffeehaus bietet den Freunden des gepflegten Karten- und Brettspiels die Chance, in ihre Welt abzutauchen.
Von Uwe Mauch

Sie sind in ihr Kartenspiel derart vertieft, dass sie eintretende Kaffeehausgäste maximal im Augenwinkel wahrnehmen können. Weil wenn ein Spieler beim Großtarock mit dem „Pagat“ über „Gstieß“ und „Mond“ siegt, kann zu Mittag über dem Café Schopenhauer im Wiener Bürgerbezirk Währing die Sonne untergehen, alleine, er wird es nicht merken. Und wenn eine Spielerin schon den ganzen Vormittag ohne Trumpfkarte auskommen muss, hat sie auch andere Sorgen.

„Gespielt wird bei uns geldlos“, betont Dietmar Kramer, der an diesem Dienstagvormittag „die Ansammlung von privaten Personen, die das gepflegte Kartenspiel präferiert“ gegenüber dem KURIER rhetorisch ausgezeichnet vertritt. Und als würde es jetzt noch einen Beweis benötigen, verrät ein Blick in die Gesichter der Tarockspieler nicht nur ihre hohe Konzentration, sondern auch viel Freude an der aktuellen Beschäftigung.

Die Magie von Tarock, Bridge und Schach

Kein lautes Wort

Tarock wurde in allen Ländern der Monarchie gespielt“, weist Herr Kramer auf die lange Tradition seiner Passion hin. „Eine erste Hochblüte erlebte dieses Kartenspiel bereits unter Maria Theresia.“ Tradition verpflichtet: Ein gepflegter Umgang mit den Kontrahenten am Spieltisch gilt hier im Schopenhauer als unausgesprochenes und doch eisernes Gesetz. Wer seinen Emotionen beim Spiel freien Lauf lassen möchte, ist hier offenkundig am falschen Ort.

Zur Etikette der Währinger Tarockfreunde gehört auch die richtige Ansprache: „Während des Spiels sind wir alle per Du. Treffen wir uns draußen auf der Gasse, kann’s auch ein Sie sein“, verrät Dietmar Kramer. Er hat einen Großhandel für Computerzubehör und Büroartikel erfolgreich geführt. Unter Tarockierern gilt er als Spätberufener: „Ich habe eher spontan, vor 15 Jahren, knapp vor meiner Pensionierung begonnen.“ Inzwischen hilft er als Volksbildner im spielerischen Sinn Interessierten, die Faszination des Großtarocks und des Königrufens für sich selbst zu entdecken. Dass man beim Tarock auch sein Gehirn trainiert, sagt er auch.

Kein Glücksspiel

Nichts gegen die Zwanzigerrufer, Bauernschnapser-, Jolly- oder Pokerspieler, aber hier im Café Schopenhauer legt man Wert auf die Feststellung, dass Glück im Spiel nicht alles ist. Wer etwa beim Königrufen gewinnen möchte, muss insgesamt 54 Karten im Auge und Hinterkopf behalten – und seine drei Mitspieler am Tisch ebenso. Anders als Pokern gilt Tarock nicht als ein Glücks-, sondern als ein Geschicklichkeitsspiel.

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Und noch etwas wirkt hier beruhigend auf das Gemüt der Spieler: über das Regelwerk wird nicht diskutiert. Anders als bei spontanen Spielen ist es ausverhandelt und muss nicht an jedem Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag neu festgelegt werden. Tauchen dennoch Fragen auf, gilt bei allen Mitspielern: Chef-Koordinator Hans Kunz ist die letzte, die höchste Instanz.

Gegen 12.30 Uhr werden die Karten diesem Dienstag kurz zur Seite gelegt. Einige wenige Spieler empfehlen sich für den heutigen Tag, die anderen bekunden bei der Kellnerin Hunger. Wenig später wird auch das gemeinsame Mittagessen mit großer Freude zelebriert.

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Keine Geldbeträge

Doch es geht den Tarockspielern im Schopenhauer nicht nur um gute Unterhaltung, die älteren Damen und Herren (übrigens in ausgewogener Verteilung) wollen im Spiel geistig gefordert werden. Was sich auch bei der bevorstehenden Weihnachtsfeier manifestieren wird. Wie gesagt, zu gewinnen gibt es hier keinen Cent und keinen Euro. Es geht mehr um die Ehre. Wer im 18er-Jahr gut und klug gespielt hat, das ist in eigenen Listen verzeichnet. Und wird bei der Feier löblich erwähnt.

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Spielen Sie mit!

Einladung an KURIER-Leser: Tarock- und Bridge-Interessierte können sich an folgenden Terminen im Café Schopenhauer informieren: Freitag, 7. Dezember sowie Freitag, 11. Jänner, jeweils von 16 bis 18 Uhr. Adresse: 1180 Wien, Staudgasse 1. Eine Anmeldung ist dafür nicht erforderlich.

Volksbildung, spielerisch: Wer an diesen Tagen keine Zeit hat, kann an Wiener Volkshochschulen Tarock spielen lernen, vor allem an der VHS Floridsdorf werden  Tarockvorstellungen und Kurse angeboten. Infos: 01 / 893 00 83, https://www.vhs.at/de
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