USA

Der Starbucks-Becher als politisches Kleinod

Mehr als ein Becher?
Warum die Becher der US-amerikanischen Kaffeehauskette in regelmäßigen Abständen Meinungsverschiedenheiten auslösen.

Es war vergangenen November, als Starbucks nichtsahnend die Weihnachtsedition seiner To-go-Becher präsentierte. Was folgte, war ein Sturm der Entrüstung über die komplett in Rot gehaltenen Pappbecher, denn vielen Menschen waren die "Red Cups", wie diese genannt wurden, nicht weihnachtlich genug. Der US-Amerikaner Joshua Feuerstein verlangte daraufhin von einer Starbucks-Mitarbeiterin "Merry Christmas" auf seinen Becher zu schreiben. Seine Annahme, die er im Internet via Video verbreitete und die dort auch großen Anklang fand, lautete: Starbucks habe die festlichen, klassischen Motive von den Bechern entfernt, weil das Unternehmen Jesus hassen würde. Es sollte aber nicht das einzige Mal bleiben, dass die Becher für politische, religiöse oder moralische Überzeugungen herhalten müssen.

Politische Botschaften auf Kaffeebechern

Erst kürzlich wurde bekannt, dass Trump-Fans die Becher von Starbucks instrumentalisieren, um ihre Unterstützung für den neuen US-Präsidenten zum Ausdruck zu bringen. Und zwar, in dem sie den Barista dazu auffordern, den Namen "Trump" auf ihre Becher zu schreiben (kurier.at berichtete). Die politisch am anderen Spektrum beheimatete Black Lives Matter-Bewegung hatte bereits im Sommer die gleiche Idee, mit dem Unterschied, dass auf ihren Bechern "Black Lives Matter" vermerkt werden soll (kurier.at berichtete).

Im Fall von #TrumpCup, das ist jener Hashtag, mit dem die Idee der Trump-Unterstützer im Internet verbreitet werden soll, verweigerte ein Barista, "Trump" auf den Becher des Kunden zu schreiben. Daraufhin erklärte Tim Treadstone, politischer Berater und Social Media Stratege aus Los Angeles, der die Aktion ins Leben rief, gegenüber der Washington Post, dass die Trump-Fans einen "Kampf der Kulturen" zu gewinnen hätten. Dass viele Menschen nicht glücklich mit ihnen seien, bestärke ihn umso mehr darin, dass sie für Freiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung aufstehen müssten. Laut einem Bericht in der Washington Post würde dies aber nicht Privatpersonen schützen, wenn sie ein privates Unternehmen stören.

Reggie Borges, Pressesprecher von Starbucks, sagte außerdem zur Washington Post, dass es keine offizielle Richtlinie des Unternehmens sei, dass der Barista den Namen des Kunden ausruft, wenn sein Getränk an der Bar abholbereit ist. Das sei lediglich ein "lustiges Ritual in unseren Geschäften", das von Starbucks aber in keinster Weise von den Mitarbeitern eingefordert werde.

Trump fordert: "Frohe Weihnachten!"

Trump soll sich, als er einer von 14 republikanischen Anwärtern auf das Präsidentenamt war, im vergangenen Jahr ebenfalls zu den "unchristlichen" Kaffeebechern geäußert haben. Feuerstein, behauptete in dem von ihm veröffentlichten Video, dass Starbucks-Mitarbeiter dazu angewiesen worden seien, niemandem frohe Weihnachten zu wünschen. In Bezug auf die Starbucks-Filiale im Trump Tower sagte der nun zum neuen Präsidenten gewählte Donald Trump, dass dieses Verhalten das "Ende der Pacht" bedeute. "Wenn ich Präsident werde, werden wir uns wieder frohe Weihnachten wünschen, das verspreche ich."

Laut Borges gibt es bei Starbucks keine Vorgaben, wie Mitarbeiter die Kunden zu begrüßen haben. Ironischerweise bewirken viele der Aktionen, die sich gegen Starbucks richten, genau das Gegenteil und zwar den Gewinn des Unternehmens anzukurbeln. Das war der Fall bei #MerryChristmasStarbucks im vergangenen Jahr und ist es nun auch bei der aktuellen Aktion #TrumpCup.

Dieses Jahr befinden sich auf den roten Weihnachtsbechern von Starbucks übrigens wieder weihnachtliche Motive, jedoch ausschließlich säkularer Art wie beispielsweise Schneeflocken oder Birken. "Es wäre schwierig gewesen, das Feedback vom vergangenen Jahr nicht zu berücksichtigen", sagte Borges zur Washington Post. Man habe sich aber dazu entschieden, sowohl negative als auch positive Rückmeldungen locker anzugehen.

Kaffee zwischen den politischen Fronten

Bleibt die Frage, warum gerade Starbucks immer wieder zwischen die politischen Fronten gerät. Das Unternehmen betreibt heute mehr als 12.000 Läden in den USA. "Aufgrund der Allgegenwärtigkeit der Marke hat Starbucks eine breite Zielgruppe", erklärte Derek Rucker, Professor für Marketing an der Northwestern University. "Dadurch ist es wahrscheinlicher, auf unterschiedliche Meinungen zu stoßen."

Howard Schultz, Generaldirektor von Starbucks, ist außerdem dafür bekannt, mit seiner politischen Meinung nicht hinterm Berg zu halten. Im Jahr 2013 forderte er Kunden auf, keine Schusswaffen in die Läden zu bringen, auch wenn das im jeweiligen Bundesstaat erlaubt sei. Er zeigte offen seine Unterstützung für Hillary Clinton im Wahlkampf und startete unter anderem das Projekt "Race Together", das dazu animieren sollten, sich über unterschiedliche Herkunft bei Starbucks auszutauschen.

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