"Der letzte Tango in Paris": Missbrauch war echt

In einem Video aus dem Jahr 2013 sagt der Regisseur des Filmklassikers, dass die explizite Szene ohne die Einwilligung der Hauptdarstellerin gedreht wurde.

Die verstörende Vergewaltigungsszene in dem Filmklassiker "Der letzte Tango in Paris" aus dem Jahr 1972 wurde bereits seinerzeit kontrovers diskutiert. In einigen Ländern wurde der Film damals verboten, in Italien wurden der Regisseur Bernardo Bertolucci und der Schauspieler Marlon Brando wegen "Obszönität" zu Bewährungsstrafen verurteilt. In dem Film gehen der Amerikaner Paul, gespielt von Marlon Brandon, und die junge Französin Jeanne, gespielt von Maria Schneider, eine sexuelle Beziehung ein. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten waren die Darsteller 48, beziehungsweise 19 Jahre alt.

"Der letzte Tango in Paris": Missbrauch war echt

Wie nun bekannt wurde, war die Verzweiflung von Maria Schneider in der umstrittenen Vergewaltigungsszene echt und nicht gespielt. In der Szene bittet Paul die Französin, ihm die Butter aus der Küche zu bringen. Paul überwältigt sie und vergewaltigt sie anal, während Jeanne am Boden liegt und weint. Die Butter verwendet Paul als Gleitmittel.

Kein Wort davon im Drehbuch

In einem Video, das im Jahr 2013 aufgenommen wurde, erzählt der Regisseur Bernardo Bertolucci, dass die Szene nicht im Drehbuch stand. Es gab davor kein Einverständnis von Schneider, auch wenn Brando sie in der Realität nicht penetriert hat. Bertolucci und Brando hätten die Idee zu der Szene gehabt, nachdem sie ein Baguette und ein Stück Butter am Morgen des Drehtages angerichtet gesehen haben.

"Ich wollte, dass sie sich erniedrigt fühlt"

"Ich wollte ihre Reaktion als Mädchen und nicht als Schauspielerin", sagt Bertolucci in dem Video über seine Beweggründe. "Ich wollte, dass sie sich beschämt und erniedrigt fühlt. Ich glaube, sie hat mich und Marlon gehasst, weil wir ihr nichts von der Butter erzählt haben." Er würde sich zwar schuldig fühlen, argumentierte aber, sich ausschließlich für die Kunst so verhalten zu haben. "Ich wollte nicht, dass Maria die Erniedrigung spielt, ich wollte, dass sie sie fühlt. Deshalb hat sie mich ihr ganzes Leben gehasst", sagt Bertolucci.

Die im Jahr 2011 an Krebs verstorbene Schauspielerin Maria Schneider äußerte sich mehrmals über die Szene. Der Daily Mail sagte sie im Jahr 2007, dass sie sich vergewaltigt gefühlt habe. Seit dem Jahr 1976 hat sie nicht mehr mit Bertolucci gesprochen, im Laufe ihrer weiteren Karriere wollte sie keine Nacktszenen mehr drehen.

Geplanter Missbrauch

Das Video-Interview mit Bertolucci ist bereits seit Jahren im Netz abrufbar. Die spanische NGO "El Mundo de Alycia" hat dieses aber anlässlich des "Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" am 25. November geteilt, wodurch einige Hollywood-Stars und Medien darauf aufmerksam wurden.

Schauspielerin Jessica Chastain, die bereits zwei Mal für einen Oscar nominiert wurden, twitterte zum Beispiel: "An alle Menschen, die diesen Film lieben: Ihr seht eine 19-Jährige, die von einem 48-Jährigen vergewaltigt wird. Der Regisseur hat diesen Missbrauch geplant. Das macht mich krank."

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