Das Glück liegt vor der Tür

Das Glück liegt vor der Tür
Bewegung. Weg vom Computer, raus in die Natur. Um Stubenhocker fit zu machen, ist die aktive Beteiligung der Eltern gefragt.

Durch die Kopfhörer dröhnt laute Musik, die Augen starren auf den Computer-Bildschirm. Eltern scheitern meist daran, ihren Sprössling in solchen Situationen zu gemeinsamen Wandertouren zu animieren. Ein Stubenhocker, der von klein auf gelernt hat, sich mit Computer, Fernseher & Co. selbst zu unterhalten, ist nur schwierig aus dem Bequemlichkeitsmodus herauszuholen. Anziehen, ausziehen, der Schritt vor die Türe – all das ist im kindlichen Bewusstsein mit Überwindung codiert. Wenn sich das Kind mit allen Mitteln wehrt, resignieren viele Eltern schlussendlich. Der Computer hat gewonnen.

Ausdauer und Konzentration

Wie wichtig Bewegung für Kinder ist, belegen zahlreiche Studien und Untersuchungen. Dr. Judith Glatzer, Präsidentin der Gesellschaft der Schulärztinnen und Schulärzte Österreichs, verweist auf konkrete Erkenntnisse: "Schüler, die regelmäßig Bewegung machen, haben mehr Ausdauer, sind beweglicher, konzentrierter im Unterricht und schneiden so besser in den Schulfächern ab." Sie verweist auf die Gesundheits- und Fitnessstudie "Getfitkid", die mit 1890 Schülerinnen und Schülern der 4. bis 13. Schulstufe in Niederösterreich durchgeführt wurde. Wenig überraschend belegte sie, dass sich vor allem Mädchen viel zu wenig bewegen. Nur 29 Prozent der bis 14-Jährigen erreichen den international empfohlenen Bewegungsumfang von einer Stunde pro Tag. Im Gegensatz zu den Buben besucht auch nur jedes vierte Mädchen einen Sportverein. Eben das kritisieren die österreichischen Schulärzte. Sie sprechen sich für "eine bessere Anpassung der Turnstunden an die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen" aus. So soll der unbeliebte Turnunterricht von Mädchen positiver aufgenommen werden. Damit sportliche Ertüchtigung erst gar nicht zum Leidensfach wird, sollten Eltern ihren Nachwuchs früh genug ins Freie drängen.

KURIER Family-Coach Martina Leibovici-Mühlberger appelliert, Kinder bereits von klein auf körperlich zu aktivieren: "Als Elternteil sollte ich schon mit meinem Kind im Alter von eins bis fünf Jahren trainieren. Zum Beispiel auf Spielplätze gehen. Und auch wenn das An- und Ausziehen oft eine lästige Prozedur ist, sollte ich von Beginn an ein Ritual daraus machen."

Abwechslung

Abgesehen davon, dass Bewegung im Kindesalter das Risiko von Über­gewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert, ist sie wesentlich für die physische und psychische Entwicklung. "Der große Park mit Grünanlage bietet für das kindliche Gehirn Abwechslung: denken, begreifen, angreifen, Materialien kennenlernen. Die sensorischen Fähigkeiten werden ausgebildet", sagt Leibovici-Mühlberger. Auf Bäumen und Steinen zu klettern und zu balancieren macht Kinder kreativ, geistig offen und körperlich flexibler.

Dem Kind jedoch nur die Haustür zu öffnen und es mit dem Satz "Geh spielen" ins Freie zu entlassen, ist wenig sinnvoll. Gerade der eingangs beschriebene Stubenhocker-Typ ist in dieser Situation überfordert und wird bald wieder im Zimmer stehen. Leibovici führt dieses Problem aus: "Ich muss den Aufenthalt auf dem Spielplatz oder im Wald so gestalten, dass es ein aufregender Tag wird. Auf dem Berggipfel zu stehen, ist für die meisten Kinder kein Ziel, sondern der Weg dorthin." Auf dem müsse Programm stattfinden, diesen Weg müsse man gestalten. Gemeinsame Spaziergänge und Wandertouren stärken außerdem den Familienzusammenhalt. Die Expertin empfiehlt, dass sich Eltern bei Aktivitäten in der Natur abwechseln. Außerdem Großeltern, Verwandte und Freunde miteinbeziehen. Das entlastet die Eltern und bietet dem Kind Abwechslung durch andere Bezugspersonen.

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