Hört auf, sexistisch über Sportlerinnen zu berichten

Simone Biles hat in Rio vier Goldmedaillen gewonnen.
Unterschiedliche Initiativen wollen Bewusstsein für die Ungleichheit schaffen, die auch wissenschaftlich bewiesen ist.

Die Olympischen Spiele in Rio zeigen nicht nur, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen Sportlerinnen und Sportler fähig sind, sondern auch, dass es bei der Berichterstattung über diese in puncto Sexismus noch immer Handlungsbedarf gibt. Vor allem, wenn es um Sportlerinnen geht, tun sich Medien schwer, den Fokus ihrer Berichterstattung auf die sportliche Leistung zu richten.

Sexismus bei Olympia

Beispiele dafür sind der neue Rekord der ungarischen Schwimmerin Katinka Hosszu, der von dem amerikanischen Sender NBC ihrem Trainer und Ehemann zugeschrieben wurde. Oder die Tatsache, dass die US-amerikanische Turnerin Simone Biles in diversen Berichten als "Michael Jordan des Turnens" bezeichnet wurde, bei der Bronze-Medaille-Gewinnerin Corey Cogdell verzichtete die Chicago Tribune in ihrer Schlagzeile gänzlich darauf, ihren Namen überhaupt zu erwähnen. Stattdessen wurde sie als die Ehefrau eines Footballspielers bezeichnet.

Wie einfach es ist, ausschließlich über Sport zu sprechen, erklärt die britische Journalistin Lindy West im Guardian. Sie hat einen Leitfaden darüber erstellt, "Wie man über Olympionikinnen berichtet, ohne wie ein regressiver Widerling rüberzukommen". In diesem gibt sie ihren Kollegen den Tipp, über das Talent und das Können der Sportlerin zu berichten und nicht über ihr Outfit, ihr Make-up oder ihren Beziehungsstatus. Weiters soll über die Leistung weiblicher Athletinnen nicht anders berichtet werden wie über die ihrer männlichen Kollegen.

Wie absurd die Berichterstattung über weibliche Sportlerinnen ist, zeigt die britische Onlineplattform The Tab. Auf dieser wurde der Spieß einfach umgedreht und über Männer in einer Art berichtet, wie es sonst über Frauen üblich ist. Der US-Schwimmer Michael Phelps ist dann nicht mehr der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten, sondern der Verlobte der ehemaligen Miss California. Eine weitere Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ein Umdenken in der Berichterstattung herbeizuführen, ist die Kampagne Cover The Athlete, die von kanadischen Aktivisten ins Leben gerufen wurde.

Anlass dafür war die Bitte eines Reporters, bei den Australien Open im vergangenen Jahr an die Tennisspielerin Eugenie Bouchard, eine Piroutte zu drehen. Die Spitzensportlerin hatte gerade ein Match gegen Kiki Bertens gewonnen. Ein Parodie-Video der Gruppierung soll die Reaktion männlicher Sportler zeigen, wenn sie mit oberflächlichen und sexistischen Fragen, die keinen Bezug zu ihrer Sportart haben, konfrontiert werden. Unter dem Hashtag #CoverTheAthlete wird in den sozialen Medien für das Thema sensibilisiert und beispielsweise auf sexistische Beiträge hingewiesen.

Das Parodie-Video:

Wissenschaftliche Aufarbeitung

Beweise für die unterschiedliche Berichterstattung bei männlichen und weiblichen Sportlern liefert eine Studie des Universitätsverlags Cambridge University Press. Im Rahmen dieser wurden Artikel aus dem Sport-Bereich über einen Zeitraum von zehn Jahren analysiert. Das Ergebnis: Über männliche Sportler wird generell zweimal so oft berichtet und dreimal häufiger in ein einem Sport-Zusammenhang als über weibliche.

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