Coachingzone für Schüler aus Neuen Mittelschulen

Coachingzone für Schüler aus Neuen Mittelschulen
Private Initiative: „Sindbad“-Mentoren öffnen Schülern mit Startnachteilen neue Chancen – ehrenamtlich.
Von Uwe Mauch

Einen Verteilerkasten durfte er schon alleine anschließen, und jede Menge Kabel hat er verlegt. Erzählt Justin Gruber seinem Mentor mit einem Lächeln, das rundum große Zufriedenheit signalisiert.

Die Sache ist nämlich die: Wenn du Justin heißt und in eine Neue Mittelschule in Simmering gehst, hast du nicht dieselben Möglichkeiten wie dein Mentor, der ein Gymnasium besuchen konnte und in Währing wohnt.

Wenn du Justin heißt

Sein Mentor freut sich an diesem Spätsommerabend auf einem Sportplatz in Wien-Atzgersdorf mit ihm. Simon Stolba ist nur um sechs Jahre älter. Der junge Unternehmensberater ist einer von 210 Mentoren, die ehrenamtlich für das Sozialunternehmen Sindbad arbeiten (siehe Infokasten rechts). Seit eineinhalb Jahren begleitet Stolba seinen Schützling. Er kennt all die Hürden, die sich dem jungen Rugby-Spieler bisher in den Weg stellten. Daher kann er dessen ersten Berufserfolge richtig einordnen.

Der 15-jährige Lehrling hat allen Grund zur Freude. In Kürze beginnt sein Rugby-Training, doch was noch viel mehr für ihn wiegt: „In der Elektro-Technik-Firma, in der ich seit zwei Monaten arbeite, wurde ich sehr gut aufgenommen.“ Das ist alles andere als selbstverständlich.

Justin Gruber erinnert sich noch genau an jene Lehrer, die ihm und seinen Mitschülern mitten in der Pubertät zu verstehen gaben, dass jede Anstrengung eh sinnlos sei. Weil wenn du Justin heißt und in eine Neue Mittelschule in Simmering gehst ...

Von der NMS zum AMS

Immerhin gab es da auch diese eine Geschichte-Lehrerin, die ihm Mut zugesprochen hat. Betont Justin. Aber die mit ihrem sozialen Engagement auf verlorenem Posten stand, weil so viele von seinen Schulkollegen in der NMS und später im Polytechnischen Lehrgang ihr Leben bereits verwirkt sahen.

„Wir wollten nicht länger zuschauen, dass es in einem der reichsten Länder der Welt eine Gruppe von Schülern gibt, von der ein Drittel mit 15 direkt zum AMS geht“, erklärt Andreas Lechner. Vor zwei Jahren hat er daher mit seinem Studienkollegen Joseph Kap-Herr das Start-up-Unternehmen Sindbad gegründet.

Der Titel der Firma ist klug gewählt: er erinnert an das morgenländische Märchen aus Tausendundeiner Nacht, in dem ein armer Lastenträger von einem reichen Kaufmann gleichen Namens ordentlich bewirtet wird. Bisher wurden in Wien bereits 210 wohlhabendere „Sindbads“ als Mentoren ausgebildet. Ebenso viele Schüler aus sogenannten Brennpunktschulen Wiens wurden und werden von ihnen betreut.

Im Fall von Justin Gruber zeigt sich die wunderbare Wirksamkeit dieses privaten Unterstützungssystems. Anders als viele andere hatte er sich fix zum Ziel gesetzt, eine Lehre zu beginnen. Zum Schulschluss waren seine Schulerfolge richtig gut. Sein Selbstbewusstsein erfuhr danach dennoch Kratzer: Spätestens an jenem Vormittag, als er erfahren musste, dass der von ihm unterschriebene Vorvertrag für eine Lehrstelle nichtig ist. „Da hat mich der Simon wieder aufgerichtet.“ Ein Mantra des jungen Unternehmensberaters hat er sich gemerkt: „Du wirst aus den Niederlagen deine Stärken ziehen.“

Noch sind die jungen Mentoren auf den guten Willen des Wiener Stadtschulrats angewiesen. Doch die Idee dürfte sich durchsetzen. Längst arbeiten engagierte Lehrer wie die Simmeringer Geschichte-Lehrerin mit Sindbad zusammen.

Justin Gruber geht jetzt zu den anderen in seiner Rugby-Mannschaft. Und morgen mit Vorfreude wieder zur Arbeit. Sein Mentor sagt, dass er einen Freund gewonnen hat.

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Social Business

„Sindbad“ wurde von Andreas Lechner (Foto) und Joseph Kap-Herr gegründet. Das Sozialunternehmen unterstützt Schüler im Alter von 14 bis 16  Jahren. Diese werden von Mentoren begleitet, die selbst bereits arbeiten, aber maximal 35 Jahre alt sind. Ein nächstes großes Ziel der Initiative: „Sindbad“ in Wiener Neustadt.

Mehr Informationen ...

... gibt es für KURIER-Leser beim nächsten Info-Event am Dienstag, 18. September ab 19 Uhr im neuen „Sindbad“-Flagship auf dem Sparkassaplatz 3 in Wien 15. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich: office@sindbad.co.at. Mehr über „Sindbad“ gibt es im Internet: http://www.sindbad.co.at/

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