"Chemo-Löwe" nimmt Kindern Angst um Mama

"Chemo-Löwe" nimmt Kindern Angst um Mama
Im Wiener AKH wird kindgerecht vermittelt, was bei einer Brustkrebs-Therapie passiert.

Der Löwe ist hart im Nehmen: Schon unzählige Male hat er eine Infusuion in seinen Arm bekommen. Manchmal ist sie blau, manchmal auch rot oder grün. Je nachdem, welche Therapie gerade am Plan steht. Danach wird die Einstichstelle der Nadel auch jedes Mal fachgerecht versorgt.

Mit Hilfe dieses "Chemo-Löwen" vermittelt Ingeborg Brandl, speziell ausgebildete "Breast Care Nurse" am Brustgesundheitszentrum im Wiener AKH, den Kindern ihrer Patientinnen, was gerade mit ihrer Mama passiert. Diese haben Brustkrebs und werden mit einer Chemotherapie behandelt. Prim. Christian Singer, Leiter des Bruskreszentrums: "Die Diagnose bedeutet für die Betroffenen und ihre ganze Familie eine ungeheure Stress-Situation. Besonders Kinder können sich darunter häufig nur wenig vorstellen." Die Erfahrung zeige: Muss die Mutter etwa wegen der Therapie mehrere Tage im Spital verbringen, haben die Kleinen häufig Angst, weil sie nicht wissen, was dort mit ihr passiert. Das weiß auch Ingeborg Brandl: "Kinder sind klug. Sie merken, wenn die Eltern etwas bedrückt. In ihrer Phantasie wachsen die Bedrohung und damit auch die Angst." Deshalb sei es besonders wichtig, die Kinder behutsam aufzuklären.

Genau hier setzt das "Chemo-Krieger"-Projekt mit dem Löwen an. Brandl entwickelte es 2009 mit der Klinischen Psychologin Theresia Rosner. Es richtet sich an Kinder zwischen vier und zehn Jahren, dauert zwei bis drei Stunden und läuft in vier Etappen ab: Vorbesprechung, Stationsrundgang, das Anlegen einer Chemo-Infusion und Nachbetrachtung.

"Chemo-Krieger" kämpfen gegen Krebs

Kein Thema ist dabei tabu. "Die Kinder können jederzeit Fragen stellen und dürfen alles angreifen, besonders beim Besuch im Chemotherapie-Raum", sagt Brandl. Dort vermittelt sie ihren Besuchern altersgerecht, dass mit der Infusion winzige "Chemo-Krieger" in den Körper ihrer Mama gelangen, die dort die bösen Krebszellen bekämpfen.

Weil es Kindern häufig leichter fällt, ihre Eindrücke zeichnerisch festzuhalten, können sie abschließend bei Psychologin Theresia Rosner aufzeichnen, was sie erlebt haben. Dies dient nicht nur der Verarbeitung des Erlebten. Rosner kann anhand der Zeichnungen besser einordnen, was die Kinder am meisten beschäfigt. Erfahrungsgemäß steht der Kampf "gut" gegen "böse" dabei im Vordergrund. Für die Kinder heißt das: Die Chemo-Krieger siegen. Und beim Großteil ihrer Mütter ist das glücklicherweise auch in der Realität der Fall.

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