Kritik an neuem Screening

Mühsamer Start bei Mammografie-Screening
Kurz vor dem Start des neuen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms sorgt dieses Screening für Verunsicherung.

Egal in welchem Alter - die Diagnose Brustkrebs ist für jede Frau schwer zu verkraften. Umso wichtiger ist es, Gewebsveränderungen so früh wie möglich zu entdecken. Alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren - statistisch gesehen die höchste Risikogruppe für Brustkrebs - erhalten ab 1. Oktober Einladungsbriefe der Sozialversicherung für eine Mammografie. Das sorgt für Verwirrung. Und schürt Ängste, dass Frauen, die nicht in diese Altersgruppe fallen, von dieser wichtigen Untersuchung ausgeschlossen werden. Tina King etwa glaubt, die neue Regelung hätte ihr sogar das Leben kosten können. "Mit 44 Jahren wurde bei mir aufgrund einer Routine-Mammografie ein Tumor entdeckt. Hätte mein Gynäkologe damals nicht gesagt, ich soll in meinem Alter zur Sicherheit eine Mammografie machen, säße ich heute vielleicht nicht mehr hier."

Helga Krismer, Gesundheitssprecherin der nö. Grünen, wurde von Ärzten auf die Problematik aufmerksam gemacht. Diese befürchten nun nicht mehr wie bisher selbst entscheiden zu können, welche Patientin sie zur Mammografie überweisen. Denn ab Oktober müssen sich die Ärzte auch an einen sogenannten "Indikationskatalog" halten, um die Zuweisung zu einer Mammografie zu rechtfertigen. Mit einer Kundgebung vor dem Gesundheitsministerium sollte am Dienstag auch der Minister auf dieses Ungleichgewicht aufmerksam gemacht werden. "Hier wird am Busen der Frauen gespart, kritisiert Krismer. "Wir sind ganz sicher nicht gegen das neue Screening. Aber mehr als zehn Prozent der Fälle sind jünger als 45 Jahre." Als Politikerin und Frau wolle sie sich "nicht gefallen lassen, dass Frauen zwischen 35 und 44 die Notwendigkeit einer Mammografie erst eindeutig belegen müssen."

Karin Eger, Programmleiterin des Screenings und für die österreichweite Umsetzung verantwortlich, kennt diese Ängste und relativiert. "Gynäkologen und Allgemeinmediziner haben selbstverständlich weiterhin die Möglichkeit, zur Mammografie zuzuweisen. Keine Frau fällt aus der Mammografie heraus, wenn sie dies braucht oder möchte." Wer zwischen 40 und 45 sowie zwischen 70 und 75 Jahren alt ist, könne sich zudem in die Einladungsliste aufnehmen lassen. Die Indikationslinie sei klar durchdacht und mit der Ärztekammer gemeinsam verhandelt worden. 2012 wurde sie unterschrieben. "Diese Liste ist also seit zwei Jahren bekannt." Karin Egel verweist auf die Indikation "medizinisch begründbarer Einzelfall", wenn genannte Indikationen nicht zutreffen. Sparzwang will sie sich keinesfalls unterstellen lassen. "Unser Ziel ist, mehr Frauen zur Mammografie zu bringen und nicht weniger als bisher." Das würde erst recht zu großen Mehrkosten sowie menschliches Leid für die Betroffenen führen.

Im Gesundheitsministerium ortet man auch Informationsdefizite in Bevölkerung - und Ärzteschaft. "Da werden die beiden Schienen, die wir in der Mammografie fahren - Screening und diagnostische Abklärung wie bisher -, in einen Topf geworfen", sagt ein Sprecher von Minister Alois Stöger. Mit dem flächendeckenden Screening einer bestimmten Altersgruppe mittels Einladung wolle man alle Frauen erreichen. Auch jene, die nicht jährlich zur kostenlosen Vorsorgeunteruchung gehen. In dieser wurde bisher ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre eine Mammografie empfohlen.

Service

Mehr Infos über das im Oktober startende Mammografie-Screening finden Sie unter anderem auf der Homepage des Gesundheitsministeriums

Unter der Hotline-Nummer 0800 500 181 können sich interessierte Frauen in das Screening-Programm aufnehmen lassen.

Kommentare