Blumenhandel: Die weite Reise einer roten Rose

Blumenhandel: Die weite Reise einer roten Rose
Wer Blumen verschenkt, greift meist zu Waren aus Afrika. Es gibt aber österreichische Alternativen.

René Kugler steht jede Nacht um 3.30 Uhr an seinem Stand im Großmarkt Inzersdorf und prüft die gelieferten Rosen, Tulpen oder Narzissen. Alles muss vorbereitet sein, wenn seine ersten Kunden vorbeischauen. Seine Blumen haben zu dem Zeitpunkt bereits eine lange Reise hinter sich.

"Die meisten Pflanzen kommen derzeit aus den Niederlanden, da dort die größten Blumenauktionen der Welt sind", erzählt der Wiener Großhändler, der zwei- bis dreimal jährlich nach Reinsburg (NL) fährt, um Kontakte zu pflegen. Jeden Tag verfolgt Kugler am Bildschirm, welche Waren angeboten werden, und er bestellt jene Exemplare, die er wahrscheinlich am besten verkaufen kann. Da 90 Prozent seiner Kunden Stammkunden sind, kennt er ihre Wünsche. "Vor Ort habe ich in Holland einen Einkäufer, dem ich vertraue. Der kauft nicht nur die 500 roten Rosen oder 1000 Tulpen, die ich benötige, sondern auch exotische Exemplare, die es nur kurzzeitig gibt. Nadelkissen oder Eucharis, also die Amazonaslilie, zum Beispiel. Was ich heute bestelle, ist morgen da."

6,7 Millionen Blumen

Am Valentinstag laufen die Geschäfte besonders gut: "Da verkaufe ich etwa doppelt so viel wie an normalen Tagen", sagt Kugler. Alleine in Wien werden am Tag der Liebenden rund 6,7 Millionen Blumen verschenkt, schätzt der Fachverband der Blumenhändler. Ein Großteil der Rosen, die derzeit verkauft werden, stammt aus Afrika oder Südamerika – alleine 1000 Tonnen wurden für den Valentinstag per Luftfracht nach Europa transportiert. In den Produktionsländern wurden die Blumen zuvor geschnitten, gewässert und auf zehn Grad abgekühlt. In Europa kommen sie in Kühlhäuser, bevor sie im Blumengeschäft landen. Immerhin: 37 Prozent aller in Österreich verkauften Rosen haben ein Fairtrade-Siegel. Die Organisation garantiert den Produzenten faire Preise und fördert die Bildung von Genossenschaften in den Hauptproduktionsländern Kenia und Tansania. Der Großteil der Fair-Trade-Rosen wird in Supermärkten verkauft – seit kurzem bietet der Großhändler Donaublume Rosen mit dem Gütesiegel an. Für Kenia sind die Blumen neben Tee mittlerweile das wichtigste Exportgut. Fair Trade hat allein im ersten Halbjahr 2016 19 Millionen Stiele verkauft.

Und was macht ein Verehrer, der seiner Angebeteten heimische Blumen schenken will? Simon Thomas, Chef der Bloomerei, rät zu Narzissen oder Hyazinthen. "Von Dezember bis Februar lohnt sich die energieintensive Produktion anderer Blumen in Österreich kaum. Wir selbst beziehen die Rosen auch jetzt aus der Steiermark, wo die Gärtnerei Wallner ganzjährig ausgezeichnete Qualität liefert." Noch immer wachsen 60 Prozent aller Blumen, die in Österreich übers Jahr verkauft werden, im Land selbst. In Wien hat sich z.B. die Gärtnerei Jedletzberger aus Simmering auf die Zucht von exotischen Anthurien bzw. Flamingoblumen mit ihren roten, fleischigen Blüten spezialisiert.

Der Blumenhandel bleibt ein hartes Geschäft: Wenn René Kugler um 4.00 Uhr seinen Stand öffnet, sind die ersten Kunden aus der Steiermark oder dem Burgenland bereits da, damit sie um 6.00 Uhr in ihrem Geschäft ihre neue Ware anbieten können. Ihm selbst mache der Job auch nach zwanzig Jahren noch Spaß. "Nur an das frühe Aufstehen habe ich mich bis heute nicht gewöhnt.

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