Benimm-Kurse für Kinder: Manieren bleiben in Mode

Benimm-Kurse für Kinder: Manieren bleiben in Mode
KinderKnigge-Gründerin Bettina Gruber zeigt, wie gute Umgangsformen das Leben erleichtern.

Um Tischmanieren zu üben, mussten Kinder früher unter jeden Arm ein Buch klemmen und das Besteck halten, ohne die Ellbogen vom Körper zu entfernen. Oder mit Stielgläsern anprosten üben. Darüber kann KinderKnigge-Gründerin Bettina Gruber nur schmunzeln: "In unseren Workshops vermitteln wir kindgerecht, wie man achtsam miteinander umgeht. Dazu gehört auch das Verhalten beim Essen. Wir decken mit den Kindern den Tisch, ohne Silberbesteck und Weingläser. Dafür üben wir Spaghetti drehen und mit Stäbchen essen."

Vor zwei Jahren entwickelte die Mutter von zwei Töchtern ihre ersten Kurse für gutes Benehmen und stieß damit auf großes Interesse. Sie möchte nicht altmodische Regeln beibringen, sondern "durch gute Manieren Kinder selbstsicher im Umgang mit anderen Menschen machen". In einem Modul geht es etwa um das Begrüßen: Händedruck und In-die-Augen-Schauen. "Wir beobachten bei den Kindern, dass sie durch das Training wertschätzender in der Kommunikation mit anderen sind."

So war es auch bei Georg (8), erzählt sein Vater Matthias Wabl: "Im Workshop hat er geübt, wie er sich selbst oder andere vorstellt, wie bitte und danke wirken und dass es besser ist, andere nicht zu unterbrechen. Anstatt Freunde herumzukommandieren, wie Kinder das manchmal machen, schlägt er ihnen jetzt etwas vor."

Was unterscheidet einen Workshop von der Erziehung in der Familie? "Es ist angenehmer, es nicht selbst sagen zu müssen", lacht Wabl. "Und es ist mit Rollenspielen, Videos und der Comicfigur Kniggs aufwendiger und unterhaltsamer gemacht als zu Hause. Da können sogar Erwachsene etwas mitnehmen."

In wenigen Stunden lernen fünf- bis zehnjährige Kinder von Trainerin Gruber Fähigkeiten, an denen es oft jungen Jobbewerbern mangelt. Wer ist ihrer Meinung nach dafür zuständig, Kindern Manieren beizubringen? "Viele Eltern verlassen sich auf die Schule und zahlreiche Lehrer meinen, das sollten Kinder zu Hause lernen. Wir sagen, Erziehung ist Elternsache: Mütter und Väter sind schließlich die stärksten Vorbilder."

Jetzt schult sie auch Lehrer und plant ein Herzensprojekt: "Wir wollen mit Förderungen schaffen, dass wir unsere Kurse in Schulen anbieten, wo sich die Eltern die 25 Euro Kosten für ein Semester nicht leisten können. Gerade in multikulturellen Klassen ist es wichtig, die Kulturen der anderen kennenzulernen. Dort spielen wir durch, wie man einander in verschiedenen Ländern begrüßt."

Auch andere Veranstalter bringen Kindern gepflegte Umgangsformen bei, jeder auf seine Weise: Christine Unger übt mit Kindern ab neun Jahren bei einem dreigängigen Mittagessen, wie man sich verhält – auch wenn einmal das Handy stört. Ingrid Schediwy lädt ihre kleinen Teilnehmer zum "Salon für Kinder" ins Nobelhotel Kempinski und bringt ihnen bei, dass sie die Ellbogen nicht aufstützen sollen und wie ein Handkuss geht.

Mit verstaubten Sitten- und Rollenbildern hat Gruber nichts am Hut: "Wir erziehen keine kleinen Kavaliere und feinen Damen. Wenn eine Lehrerin mit einem Stapel Bücher am Arm kommt, soll man ihr die Tür aufmachen – egal ob man ein Bub oder ein Mädchen ist."

Ihr Konzept wäre ganz im Sinne von Adolph Freiherr Knigge, weiß Wabl nach Lektüre des Originalbuchs: "Bei ihm geht es auch nicht um Tischmanieren, sondern darum, dass respektvoller Umgang mit Menschen das Leben erleichtert."

Was sagt KURIER-Kolumnist Guido Tartarotti dazu?

So stellt sich Maskottchen Kniggs vor

Tisch decken

Decken Sie mit Ihrem Kind zusammen den Tisch, sodass alles am richtigen Platz ist. Danach kann es das Kind.

Nudeln essen

Üben Sie in Ruhe, wie man lange Nudeln richtig um die Gabel rollt, am besten erst ohne Tomatensauce. Das können nicht einmal alle Erwachsenen ordentlich!

Im Restaurant bestellen

Gehen Sie ins Restaurant und lassen Sie Ihr Kind selbst beim Kellner Getränke und Essen bestellen und sich bei ihm für die servierten Speisen bedanken.

Einkaufen

Üben Sie mit Ihrem Kind wichtige Situationen in einem Rollenspiel, etwa in ein Geschäft gehen und einkaufen. Dann darf Ihr Kind es in der Realität versuchen, etwa einer Bäckerei. Wichtig: Die Zauberwörter Guten Tag, Bitte und Danke nicht vergessen.

Telefonieren

Spielen Sie ein Telefongespräch durch, bei dem das Kind nicht sofort mit der Tür ins Haus fällt, sondern zuerst den anderen begrüßt.
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wie es reagiert, wenn mitten im Gespräch das Handy läutet.

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