Bei Reformen mehr mitreden

Bei Reformen mehr mitreden
Felix Wagner sprach mit dem KURIER über die ideale Schule und warum es sinnvoll wäre, Schularbeiten abzuschaffen.

Unterrichtsende. Jetzt steigt Felix Wagner in den Zug und pendelt ins Büro der Schülerunion nach Wien. Der 18-jährige HTL-Schüler aus Mistelbach ist neuer Bundesschulsprecher und vertritt 1,2 Millionen Schüler in Österreich. Im KURIER-In­terview spricht er über seine Ziele und wie er mit Bildungsministerin Claudia Schmied darüber verhandeln möchte.

KURIER: Sie wollen Schularbeiten abschaffen, wie soll das funktionieren?

Felix Wagner: Spätestens ab der Sekundarstufe zwei sollte mehr auf die individuellen Interessen und Talente der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden. Zum Beispiel, indem sie die Möglichkeit haben, eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben, die im Kontext zur Schularbeit steht. Das Thema suchen Lehrer und Schüler gemeinsam aus, aber die Fragestellung wird nach den Interessen des Schülers ausgearbeitet. Das fördert selbstständiges Arbeiten.

Ihre Vorgängerin ist der Bildungsministerin konsequent entgegengetreten. Welchen Weg werden Sie einschlagen?

Ich habe die Ministerin bisher nicht getroffen. Bei unserem Antrittsbesuch im Ministerium hatte Sie leider keine Zeit. Ich freue mich aber auf ein Treffen und denke, dass wir konstruktiv reden können. Ich glaube, sie hat eingesehen, dass es wichtig ist, die Schulpartner einzubeziehen. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, aber ich bin optimistisch.

Welche Forderungen stellen Sie an die Ministerin?

Unsere Forderungen basieren auf drei Grundsäulen, die zu einer "idealen" – sprich einer bestmöglichen Schule – führen. Wir fordern eine Erweiterung der Entscheidungsfreiheit der Schulstandorte bezüglich der Unterrichtsgestaltung. Zweitens setzen wir uns für einen Talente- und Kompetenzcheck ein, an dessen Ergebnis sich der Unterricht orientieren sollte. Drittens kämpfen wir für die langjährige Forderung nach einem Bundesschulgemeinschaftsausschuss nach dem Vorbild des Schulgemeinschaftsausschusses an den Schulen.

Wie sollen die Schulpartner künftig einbezogen werden?

Der von uns geforderte Bundesschulgemeinschaftsausschuss soll im Vorfeld bei wichtigen Reformen eingebunden sein und auch mitentscheiden dürfen. So wird verhindert, dass bei Reformen die direkt Betroffenen vor vollendete Tatsachen gestellt werden und unausgereifte Projekte, wie zum Beispiel die Zentralmatura, an den Schulen durchgeführt werden. Das Fiasko Zentralmatura wäre von vorneherein zu verhindern gewesen, hätten die Schulpartner mehr Mitspracherecht gehabt.

Der Schulstart war dieses Jahr chaotisch. Wiederholungsprüfungen wurden parallel zum laufenden Schulbetrieb abgehalten. Wie soll das zukünftig ablaufen?

Hoffentlich nicht mehr wie die Jahre zuvor. Wir hatten einen Schüler in der Klasse, der erst am zweiten Schultag um eine Klassenstufe versetzt wurde. Gerade in den ersten Schultagen formt sich eine Klassengemeinschaft und deshalb sollten alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich in diesen Tagen einzufinden. Wir fordern, den Schulstart wieder auf Mittwoch zu setzen, damit alle gemeinsam ins Schuljahr starten können.

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