Wie der Mensch sich früher an den Klimawandel angepasst hat

Wo vor 24.000 Jahren ein gigantischer See lag, ist heute nur mehr Wüste.
Wie sich Menschen an verändertes Klima anpassten und das Bootsfahren neu erfanden.

Sand so weit das Auge reicht. Wo in Australien vor 24.000 Jahren ein gigantischer See lag, ist heute nur mehr Wüste. Einst führten starke Regenfälle dazu, dass sich der Lake Mungo im heutigen Bundesstaat New South Wales enorm ausdehnte. So stark, dass er sich an zwei Punkten mit dem Nachbarsee vereinte und nur zwei Inseln übrig blieben. Jene Menschen, die in der Region lebten standen vor einer großen Herausforderung: Wie können sie den Mega-See überwinden und die Inseln erreichen, die ihnen vorher als Land dienten?

Wie der Mensch sich früher an den Klimawandel angepasst hat
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Kathryn Fitzsimmons vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat dies gemeinsam mit australischen Wissenschaftlern erforscht. Sie rekonstruierten die Ereignisse am Computer und fanden heraus, dass sich das Volumen des Sees damals um 250 Prozent erhöht hat. Besonders überrascht hat die Forscher, dass sich dadurch Inseln gebildet haben. "Das war der Grund, warum wir uns genauer ansehen wollten, was dies für das Leben und die Mobilität der Bevölkerung bedeutete." Und: "Es hat sich gezeigt, dass sich die Menschen sehr rasch an die neuen Bedingungen angepasst haben."

Klimawandel bringt Innovation

Nicht nur in Australien mussten Menschen im Laufe der Geschichte rasch auf den Klimawandel reagieren. Die Geowissenschaftlerin berichtet, wie sich die Sahara-Bewohner vor zirka 4000 bis 6000 Jahren von einer grünen und wasserreichen Umwelt auf eine plötzlich verdorrte einstellten. Wasser sparen lautete die Devise. "Obst- und Gemüseanbau veränderte sich." Und sie zogen Richtung Nil, um dort ihre Kräfte zu bündeln – so entstand auch die Ägyptische Hochkultur.

"Generell ist die Geschichte der Human-Evolution eine der Klimaänderungen", sagt auch der Anthropologe Gerhard Weber. "Dadurch veränderten sich die ökologischen Nischen und das Nahrungsangebot, was dazu führt, dass sich andere, leicht veränderte Hominiden in der neuen Umwelt durchsetzen konnten."

Am Lake Mungo könnte es also einen Innovationsschub gegeben haben. Möglicherweise haben die Menschen dort das Boot gleich zwei Mal erfunden: Als vor zirka 50.000 bis 60.000 Jahren die Ersten übers Meer nach Australien kamen, taten sie dies per Boot. Nach ihrer Ankunft gab es in den wüstenreichen Gebieten keinen Bedarf mehr, das Wasser zu überqueren – die Fertigkeit geriet in Vergessenheit. "Sie gaben es für zirka 8000 Jahre auf", sagt Fitzsimmons. Erst nachdem sich der See so hoch füllte, mussten sie einen Weg finden, auf die Inseln zu kommen. "Sie sind entweder geschwommen oder mit einem Boot gefahren." Konkrete Belege für die Transportmittel fehlen aber, erklärt die Forscherin. "Die Region besteht heute aus Wüste – organisches Material, wie Holz ist in so einer Umgebung nicht lange haltbar und verwittert schnell."

Ob die Ur-Australier auch noch rasch das Angeln erfunden haben, sei zweifelhaft. Die Forscherin erklärt: "Wir haben Fischknochen nur aus jener Periode gefunden, in der der See sehr niedrig oder trocken war. Vermutlich haben sie die leblosen Fische mit bloßen Händen vom Boden eingesammelt."

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