Anonymous kämpft mit San-Francisco-Öffis

Schnellbahn BART schaltete Handy-Sender ab, um Proteste zu vereiteln. Hacker knacken Kunden-Datenbank.

Die Hackertruppe Anonymous hat Proteste und einen Cyberangriff gegen eine Schnellbahn-Linie von San Francisco organisiert. Die Bay Area Rapid Transit (BART) geriet ins Visier von Hackern und Demonstranten, nachdem der Mobilfunk in Zügen und Bahnstationen blockiert worden war. BART-Vertreter wollten damit Protesten vorbeugen, die für vergangenen Donnerstag geplant waren. Bei diesen sollte gegen die Erschießung zweier Männer durch BART-Sicherheitskräfte demonstriert werden.

Beim Cyberangriff auf die BART-Homepage am Sonntag wurden tausende Datensätze von Kunden kopiert und online veröffentlicht. Wie Anonymous in einer Stellungnahme betont, sei die Aktion nicht gegen Kunden gerichtet, die nun zum Teil ihre Adressen und Telefonnummern für Jedermann einsehbar wiederfinden, sondern gegen BART, deren Unterdrückung öffentlicher Meinungsäußerung man nicht tolerieren werde. Zusätzlich sei die Erschießung eines Obdachlosen auf einem BART-Bahnsteig und die Erschießung eines weiteren Mannes glatter Mord. Laut Anonymous wären der "BART Police" auf nicht-tödliche Waffen zur Verfügung gestanden.

Meinungsfreiheit in Gefahr

Die Schnellbahnlinie von San Francisco gerät unterdessen auch ins Visier der US-Telekommunikations-Behörde FCC, die nun prüft, ob die BART-Betreiber mit der Abschaltung von Mobilfunk-Sendern die öffentliche Sicherheit gefährdet haben, etwa durch die Verhinderung von Notfall-Telefonaten.

Durch Anonymous mitorganisierte Demonstrationen gegen BART führten am Montag zur vorrübergehenden Schließung von vier innerstädtischen Schnellbahn-Stationen. Mit "Nichts schießen! Ich bin unbewaffnet!"-T-Shirts verkündeten hunderte Demonstranten lautstark ihren Unmut. Sie werden von zahlreichen Stimmen aus den ganzen Vereinigten Staaten unterstützt, die den ersten Punkt der US-Verfassung, die Meinungsfreiheit, durch die BART-Betreiber eingeschränkt sehen.

Polizei in Schutzanzügen stand in großer Truppenstärke bereit, Hubschrauber kreisten über der Stadt. Wohl auch in Hinblick auf jüngste Ereignisse in Großbritannien, deren Auslöser die Erschießung eines Mannes durch die Polizei war, versuchten die Behörden, größere Auseinandersetzungen im Keim zu ersticken.

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