Zwei Standorte in Wien: Fast keiner schaffte hier die Matura

Zwei Standorte in Wien: Fast keiner schaffte hier die Matura
Nur fünf Prozent der Schüler haben mancherorts die Prüfung im Herbst geschafft. Eltern machen Schule und Schulaufsicht verantwortlich.

Drei von 57. "Nur so wenige Schüler in der Hegelgassse 14 in Wien haben die Mathematura im zweiten Anlauf geschafft", beklagt sich eine Mutter. "Am Henriettenplatz ist die Durchfallquote ähnlich", weiß sie. Leider gehört ihr Kind nicht zu den Glücklichen, die das Reifeprüfungszeugnis endlich in der Tasche haben. Was die Frau besonders ärgert: "Jetzt hacken alle auf den Schülern herum, weil sie bei der Matura im Mai geschummelt haben. Es stört offensichtlich niemanden, dass weder Schule noch Schulaufsicht dafür gesorgt haben, dass die Schüler gut auf die Prüfung vorbereitet werden."

Eine Mutter aus Niederösterreich, deren Kind die AHS Frauengasse in Baden besucht (dort hatte ein Lehrer zu milde beurteilt) ist ebenso sauer: Auch ihr Kind ist beim zweiten Anlauf gescheitert. "Maturanten müssen alleine ausbaden, was über Jahre verbockt wurde. Die ganze Familie ist mit den Nerven am Ende." Sie hofft wie viele Schüler und Eltern auf die Kompensationsprüfung kommende Woche. Immerhin: Das Ministerium verspricht, dass "schlechte Schulen" bei der Organisation und Abwicklung dieser mündlichen Prüfung durch das Bildungsinstitut Bifie unterstützt werden.

Allen Maturanten zum Trost: Im Frühjahr haben auf diesem Weg viele Schüler ihre Reifeprüfung gerettet. Allerdings: "Der Herbsttermin ist leider schlecht gewählt. Wir haben jetzt Oktober, und die Uni hat bereits angefangen. Da kann man schlecht planen", gibt ein Vater zu bedenken.

Nicht gecheckt

Die Eltern sind mit ihren Klagen nicht allein. Theodor Saverschel, Elternvertreter für die höheren Schulen, berichtet: "Ich habe aus einigen Bundesländern die Rückmeldung erhalten, dass der Nebentermin nicht so gut ausgefallen ist." Seiner Ansicht nach wäre es die Pflicht der Schulaufsicht gewesen, im Vorhinein zu überprüfen, was im Klassenzimmer vermittelt wird und wie gut die Schüler auf das neue Testformat vorbereitet sind: "Das hätte man über Kompetenz-Checks feststellen können. Das Ministerium hat versprochen, diese Prüfungen jährlich durchzuführen. Passiert ist nichts."

Im Wiener Stadtschulrat verspricht man, "dass wir zukünftig noch genauer ins Klassenzimmer schauen". Dass jetzt so viele durchgefallen sind, könnte aber auch schlicht daran liegen, "dass die letzte Unterrichtsstunde schon länger her ist – da kommt man schwieriger in den Stoff hinein", sagt der für Mathematik zuständige Landesschulinspektor Franz Tranninger. Er rät den Schülern: "Man muss diese Prüfungsformate gezielt üben. Anders geht es einfach nicht."

Problemfall BORG

Auch wenn es vom Ministerium und den Landesschulbehörden noch keine Statistik gibt, scheint klar zu sein: In den Oberstufenrealgymnasien, kurz BORG, ist die Durchfallquote höher als in anderen AHS. Das bestätigt auch Isabella Zins, Direktorin des BORG Mistelbach (NÖ): "Unsere Schulen nehmen viele Kinder aus Neuen Mittelschulen auf. Im Schnitt hinken diese AHS-Schülern um eineinhalb Jahre hinterher. Es ist unfair, dass wir diese Schüler auf das gleiche Niveau bringen müssen wie solche, die eine AHS-Unterstufe besucht haben." Ihr Vorschlag: "Zumindest in der 1. Klasse BORG müsste in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik jeweils eine Stunde mehr unterrichtet werden. Das kostet Geld, würde aber für mehr Chancengerechtigkeit sorgen."

Im Ministerium verweist man darauf, dass die BORG nicht durchgängig schlechtere Ergebnisse haben, weshalb man standortspezifisch Lösungen entwickeln will.

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