„Mama, nicht schreien“ als gutes Motto
Manche Probleme treten in jeder Familie auf und es ist beruhigend für Eltern, das zu wissen. Etwa dass Erwachsene die Nerven verlieren und ihre Kinder anschreien – und sich dann vor allem über sich selbst ärgern. Familienberaterin Sandra Teml-Jetter kennt dieses Dilemma und hat darüber mit Jeannine Mik das Buch „Mama, nicht schreien“ geschrieben. Ein Bestseller.
Bei der ersten Ausgabe der KURIER-Family-Lounge am Montag Abend sprach sie mit Mamas und Leserinnen über die Stressmomente in Familien. „Es gibt einige typische Situationen, in denen die meisten Konflikte entstehen. In der Früh, wenn man sich unter Zeitdruck fertig machen muss. Beim Thema Essen. Am Abend, wenn die Kinder ins Bett gehen sollen und auch die Eltern schon erschöpft und ungeduldig werden. Und alles rund um den Medienkonsum.“
Tatsächlich kamen dazu von den Zuhörerinnen einige Beispiele, wann Kinder bei ihnen Wut auslösen – „triggern“ genannt: bewusst schlechtes Benehmen beim Essen, Ballspielen in der Wohnung, Streit unter Geschwistern, Unordnung. „Ihr müsst euch überlegen, warum das Kind ein bestimmtes Verhalten an den Tag legt und warum es bei euch diese Emotionen auslöst?“
Vieles hat mit der eigenen Kindheit zu tun, erklärt Teml-Jetter: „Wir greifen in Stresssituationen auf alte Muster zurück und sagen dann Dinge, die wir eigentlich nie sagen wollten. Niemand will ja autoritär sein und seine Kinder unterdrücken.“
Nein sagen ist wichtig
Um so wichtiger sei die Klarheit in der Kommunikation, betont sie: „Wenn ihr wütend und damit übergriffig werdet, fühlt sich das Kind nur bedrängt. Wichtiger ist, klar zu bleiben. Dann nimmt das Kind eure Aussagen besser an.“
Oft täten sich Mütter schwer, klare Ansagen zu machen und konsequent durchzuziehen. Dann würden die Kinder sie nicht ernst mehr nehmen. „Aber das Nein ist wichtig.“
Gastgeberin Andrea Vaz König vom Restaurant Deli Bluem hat das schon als Kind gelernt, erzählt sie: „Ich bin die jüngste von vier Kindern und musste mich durchsetzen. Bei mir reicht manchmal der Gesichtsausdruck, dass meine Kinder wissen, ich meine es ernst.“ Tatsächlich, ihr böser Blick wird ein Lacherfolg bei den Zuhörerinnen.
Wenn immer wieder dieselben Krisen auftreten, müsse man nach den Gründen suchen. „Was will das Kind erreichen? Es geht ihm ja nicht einfach darum, euch zu ärgern.“ Oft habe das mit mangelnder Aufmerksamkeit zu tun. Das trifft auch bei ihnen zu, bemerken manche Mütter jetzt auch ihre eigenen Familien-Muster. Und überlegen, wie sie den üblichen Konflikten zuvorkommen können.
Teml-Jetter: „Ich habe es bewusst durchbrochen, als meine Kinder kleiner waren. Mich hat gestresst, dass alles herumliegt, wenn ich nach Hause komme. Also habe ich ihnen gesagt: ,Ich bin eigentlich nicht da’ und habe fünf Minuten aufgeräumt, ohne dass sie mich stören. Und erst dann war ich für sie da. Voll entspannt.“
Eine Teilnehmerin greift dabei auch auf eine Weisheit ihrer Großmutter zurück, erzählt sie: "Such dir die Kämpfe aus, die du wirklich kämpfen willst." Nicht alles sei wert, so wichtig genommen zu werden, bestätigt Teml-Jetter: "Überlegt euch, welche vier oder fünf Regeln euch wirklich wichtig sind."
Dabei gehe es auch um die eigenen Grenzen und Befindlichkeiten. Vaz König ist dabei anders als viele andere Mütter: "Chaos hat mich nie gestört."
Die Kinder seien heute anders als früher, betont Teml-Jetter; selbstbewusster, charakterlich stärker, konfliktfreudiger. Zustimmung von den Teilnehmerinnen. „Wir haben sie dazu erzogen, weil wir wollten, dass sie besser auf sich aufpassen können als frühere Generationen. Früher hat man sich weniger darüber Gedanken gemacht, ob es den Kindern gut geht. Jetzt müssen wir uns mehr Gedanken machen, ob es uns gut geht.“
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Familiencoach und Buchautorin Sandra Teml-Jetter ist am Samstag, dem 7.12., um 12.30 auf schauTV zu sehen danach auf KURIER.AT.
Die nächste KURIER-Family-Lounge findet am Montag, dem 27. Jänner im Café „Crème de la Crème“ statt.
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