Zwei Hörbiger in einem Psychothriller

Zwei Hörbiger in einem Psychothriller
" Meine Schwester" (20.15. ORF 2) ist der erste gemeinsame Film von Christiane und Maresa Hörbiger. Mörderisch gut!

Das einzige, dem sie sich verweigerte, war ein Wollkleid. "Scheußlich, giftgrün, kratzig. Es hat mich an mein e Teenagerzeit erinnert, als ich Kleider meiner Mutter auftragen musste." Da half auch nicht, dass Sohn Sascha und Schwester Maresa meinten: "Das steht dir aber so gut!", Christiane Hörbiger blieb hart. Die Hörbigers haben einen Familienfilm gedreht. Nein, nicht "das Übliche", sondern einen bitterbösen, schwarzhumorigen Thriller.

Drehbuch und Regie: Christianes Sohn Sascha Bigler, der, wie die Mutter nun vermutet, "offenbar nicht nur den Humor in mir sieht, sondern auch eine gewisse Hinterfotzigkeit." - "Mich hat er erst geprüft, ob ich heimtückisch genug für die Rolle sein kann", sagt Tante Maresa Hörbiger. "Sascha hat sich eine Vorstellung von Thomas Bernhards ,Am Ziel' mit mir angeschaut - und ich hab' punkto Garstigsein bestanden." Zweifaches Lachen.

Für "Meine Schwester" standen Christiane und Maresa Hörbiger erstmals gemeinsam vor der Kamera. Die Story der Mona-Film-Produktion: Die schrullige Katharina (Christiane), die einen Laden für Schauspieler-Devotionalien hat, wird vom Hausbesitzer arg sekkiert. Er will die Mieterin rausekeln. Da taucht nach 40 Jahren Schwester Hannah (Maresa) aus der Versenkung auf, eine mondäne Chansonniere, die ihr Leben in Lateinamerika verbracht hat, und ermordet den Hausherrn. Einen der daraufhin ermittelnden Kommissare spielt übrigens noch ein Hörbiger-Spross, Elisabeth Orths Sohn Cornelius Obonya .

Profis

Zwei Hörbiger in einem Psychothriller

Wie die Zusammenarbeit in der Verwandtschaft funktioniert hat? "Wunderbar", sagt Bigler. "Mit solchen Profis stellt sich die professionelle Ebene von selber ein. Da denkt man nicht mehr in Mutter-Tante-Kategorien, außer, dass wir in deren schönem Haus in Grinzing proben durften." "Großartig", antwortet Maresa Hörbiger. " Christiane und ich mussten bei diesen Proben allerdings lernen, uns nicht als Schwestern, sondern als Schauspielerinnen in die Augen zu schauen." "Hervorragend", bestätigt auch Christiane. "Ich hab' noch nie eine Figur gespielt, wie diese willensschwache Frau, die wahrlich kein Einstein ist. Dass Sascha diese Rolle für mich erdacht hat, zeigt, dass er mit mir mutig etwas anderes, Neues ausprobieren wollte."

Nachsatz: "Anderen Regisseuren rede ich drein. Bei ihm wollte ich das nicht. Obwohl ich mich bei Nachtdrehs immer gefürchtet habe, dass er zu leicht angezogen ist. Aber das durfte ich natürlich nicht sagen." Ein Augenzwinkern.

Eine Szene gab's, vor der hatten die Darstellerinnen Scheu. Da wird wegen eines Streits noch ein Mord verübt - und das Opfer heiß serviert. Nun aber haben sie Blut geleckt. Und hoffen "von Herzen auf ein nächstes Schwesternprojekt. Etwas über zwei alte Jungfern, die in Wien ihr Unwesen treiben." Da lachen sie wieder.

VORAUSGESEHEN:

Meine Schwester 20.15, ORF 2 Ö/D, 2011.
Von Sascha Bigler; mit Christiane Hörbiger, Maresa Hörbiger, August Zirner, Simon Schwarz, August Schmölzer, Cornelius Obonya.


Wer mit Argusaugen schaut, sieht den ganzen Clan: Paula Wessely und Attila Hörbiger auf alten Bildern. Paul auf der Kinoleinwand in "Hallo Dienstmann". Mavie und Ehemann Michael Maertens. Maresas Sohn Manuel Witting ... Autor und Regisseur Sascha Bigler hat das mit dem "Bring your Family!" sehr ernst genommen. Hat das Familienarchiv und Fotoalben durchstöbert, um daraus für Auskenner und Liebhaber einen doppelten Boden für seinen Thriller zu gestalten.

Der ist alles andere als normal. Eher schwer schizophren. Und bemerkenswert makaber. Bigler macht aus Christiane Hörbiger eine Hitchcock-Blondine und aus Maresa ihren "Weißen Schatten" (so der Titel eines Drehbuchs von 1924 des "Master of Suspense" über zwei gegensätzliche Schwestern: Die eine engelsfromm, die andere ganz kaltblütig). Dass dies Biglers Spielfilmerstling ist, ist eigentlich nicht zu glauben.

KURIER-Wertung
: **** von *****

Kommentare