"Zigeunerbaron" in Wien: Wie ein bitterböses Stück von Brecht

"Zigeunerbaron" in Wien: Wie ein bitterböses Stück von Brecht
Kritik: Die Operette von Johann Strauß an der Wiener Volksoper versucht die Quadratur des Kreises.

Mit dem „Zigeunerbaron“ ist das bekanntlich so eine Sache. Ja, da reiht sich musikalisch Hit an Hit, Ohrwurm an Ohrwurm. Die Handlung jedoch ist – höflich formuliert – hanebüchen und in Zeiten der auch übertriebenen politischen Korrektheit überaus problematisch. Zwar sind die Zigeuner die Guten; an Klischees inklusive einer Kriegsverherrlichung mangelt es allerdings nicht.

Was also tun mit dieser 1885 uraufgeführten Mixtur aus Operette und Oper, dieser Geschichte rund um die Zigeunerin Saffi, ihren Sándor Bárinkay, den hinterhältigen Schweinezüchter Kálmán Zsupán und dem Kampf um falsche Titel und echte Schätze? Macht man daraus eine naive, folkloristisch-kitschige und politische Untertöne vermeidende Ausstattungsrevue? Oder doch ein Sozialdrama von heutiger, gesellschaftskritischer Relevanz? Oder versucht man die so sprichwörtliche Quadratur des Kreises?

Regisseur Peter Lund, der dem Haus am Gürtel schon viele Erfolge beschert hat, wagt sich an der Volksoper an Letzteres. Er greift dabei zu einem altbekannten Trick. Als Theater auf dem Theater wird dieser „Zigeunerbaron“ präsentiert. Ein Impresario (überzeugend auch als Conte Carnero: Boris Eder) einer vazierenden Theatergruppe kündigt das Spiel an, stellt die Protagonisten vor, kann zuletzt auch das aufgesetzte Happy-End rechtfertigen.

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