Yoko Ono: "Ihr seid sowieso alle Künstler"

Yoko Ono: "Ihr seid sowieso alle Künstler"
Die Künstlerin im Interview über Twitter, die Vergangenheit und alternativlosen Optimismus

Die ganze Welt kennt sie als Witwe John Lennons.

Ihr Stellenwert als Künstlerin ist im öffentlichen Bewusstsein dagegen weniger verankert. Anlässlich des 80. Geburtstages von Yoko Ono lässt daher die umfassende Retrospektive „Half-A-Wind Show“ in der Kunsthalle Krems über 50 Jahre als Konzeptkünstlerin, Performerin, Avantgardefilmerin, Musikerin und Aktivistin Revue passieren.

Yoko Ono: "Ihr seid sowieso alle Künstler"
jkahs
KURIER: Die Kunsthalle Krems zeigt über 200 Werke. Ein großer Anteil ihrer Kunst war aber immer schon sehr konzeptuell und vergänglich. Ist es überhaupt möglich, heute dieselben Werke wie damals auszustellen?

Yoko Ono: Nein. Es sollte gar nicht Retrospektive heißen, denn es ist jedes Mal eine neue Ausstellung. Die Teilnahme des Publikums verändert alles. Wie ein Kieselstein, den man ins Meer wirft und der den ganzen Ozean verändert.

Sie haben schon früh das Internet für Ihre Kunst genutzt. Heute übermitteln Sie Ihre „Instructions“ über Twitter. Schreiben Sie die Tweets immer selbst?

Natürlich. Mein Ziel ist es, direkt mit den Menschen zu kommunizieren.

Interessiert es Sie auch, was zurückkommt?

Ja, sehr! Anfangs dachte ich, ich würde nur geben. Aber dann stellte ich verblüfft fest: Ich bekomme auch etwas zurück! Es ist sehr interessant zu wissen, was die Menschen wirklich denken. Dieses Wechselspiel mit dem Publikum ist wichtig. Auch mit anderen Künstlern. Aber ich denke mir immer: Ihr seid sowieso alle Künstler!

Einblicke in die Ausstellung

Yoko Ono: "Ihr seid sowieso alle Künstler"

© Yoko Ono
Yoko Ono: "Ihr seid sowieso alle Künstler"

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© Yoko Ono
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Yoko Ono: "Ihr seid sowieso alle Künstler"

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Yoko Ono: "Ihr seid sowieso alle Künstler"

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© Yoko Ono

Ihre Kunst wurzelt im Aktivismus. Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Kunst die Welt verändern können?

Ja. Aber wir helfen alle zusammen. Wir alle verändern einander – und das macht uns intelligent. Ich glaube, dass dies ein Zeitalter großer Intelligenz ist.

Sie scheinen sehr zuversichtlich in die Zukunft zu blicken!

Ich habe keine andere Wahl. Wir leben in einer Zeit, wo wir uns einen düsteren Ausblick schlichtweg nicht leisten können. Alle reden vom Weltuntergang. Doch wie auch immer die Zukunft aussehen wird, wir sind diejenigen, die sie erschaffen. Also müssen wir hart daran arbeiten, die Sache gut zu machen. Gewisse Mächte haben ein Interesse daran, uns zu kontrollieren und zu schwächen. Die Kunst macht uns stärker.

Auch, indem Sie negative Erfahrungen verarbeitet?

Dabei geht es um Ehrlichkeit. Darum, negative Erfahrungen nicht zu leugnen. Man kann die Vergangenheit nicht einfach unter den Teppich kehren.

Eine Ihrer neuesten Arbeiten ist das Video „Arising“, das in Krems und bei der Biennale in Venedig läuft und in dem ein Haufen weiblicher Körper in Flammen aufgeht.

Gewalt gegen Frauen ist ein sehr wichtiges Thema. „Arising“ beschäftigt sich mit den Körpern all dieser Frauen und zeigt, dass sie immer noch misshandelt werden. Dafür rief ich Frauen auf, ihre Erfahrungen an mich zu schreiben. Ich rechnete mit etwa zwanzig Antworten, aber dann habe ich an einem einzigen Tag 78 Briefe bekommen. So sehr wollen die Frauen ihre Geschichten loswerden und der Welt mitteilen, was ihnen angetan wurde. Es war, als würde man einen riesigen Brunnen anzapfen. Es ist sehr wichtig, dass wir diesen Frauen einen Raum geben, um darüber zu sprechen.

Von Daniela Fasching

Fluxus

Yoko Ono ist heute die wohl berühmteste Fluxuskünstlerin. Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde sie durch ihre Ehe mit John Lennon, der sie einmal „die berühmteste unbekannte Künstlerin der Welt“ nannte. Beatles-Fans sehen ihre Rolle in der Bandgeschichte immer noch kritisch. Heute ist Yoko Ono (80) als Autorin, Filmemacherin, Sängerin, Komponistin, Feministin und Pazifistin engagiert.

Die Ausstellung

„Half-A-Wind Show“ in der Kunsthalle Krems, bis 23. Februar 2014. Zu sehen sind rund 200 Werke der Künstlerin aus sechs Jahrzehnten – darunter Objekte, Filme, Installationen, Zeichnungen, Fotografien, Textarbeiten, Tonträger. Info unter www.kunsthalle.at

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