Wrabetz: "Hat mit Zaudern nichts zu tun"

Wrabetz: "Hat mit Zaudern nichts zu tun"
ORF-Generaldirektor Wrabetz sieht keine klaren Mehrheiten für einen künftigen ORF-Standort. Er verzichtet deshalb auf einen Beschluss und setzt auf Diskussionen.

Die Entscheidung über den künftigen Standort des ORFdürfte erst nach dem Sommer fallen. In der Nacht auf Dienstag hat Generaldirektor Alexander Wrabetz den Stiftungsräten einen Überblick der Varianten – St. Marx, Konsolidierung aller Standorte auf dem Küniglberg und Status quo – geschickt. Sie enthält auch eine Bewertung mit Vor- und Nachteilen.

Nicht zu finden ist in diesen Unterlagen für die Stiftungsratssitzungen der nächsten Woche hingegen der erwartete Antrag für eine Standort-Variante. Stattdessen fragt Wrabetz das Gremium, unter welchen Umständen eine "Mietvariante" Neubau genehmigt werden könnte. Auch ein "Verwertungsmodell" legt er vor: Hier würde ein Investor den Küniglberg 2013 kaufen, der ORF bliebe als Mieter bis zum Umzug, müsste die notwendige Grundsanierung des ORF-Zentrums um etwa 60 Millionen aber nicht selbst tragen. Für die Verwertung der ORF-Grundstückes am Küniglberg klopfen nun auch private Investoren an.

Erst "auf Basis der Diskussion im Finanzausschuss bzw. Stiftungsrat werde ich einen endgültigen Standortvorschlag vorlegen", so der General an die Stiftungsräte. Wann es soweit sein soll, bleibt aber offen. Seine Präferenz für St. Marx ist in den Papieren offenkundig.

Fehlende Mehrheit

Wrabetz fehlt derzeit die für den Umzug angestrebte breite Unterstützung. Hauptproblem für ihn ist, dass Wiener SPÖ und Bundes-SPÖ unterschiedlich ticken. Auch auf Grün oder Schwarz kann er im Stiftungsrat nicht bauen.

"Wenn es keine klaren Mehrheiten gibt, muss man um sie ringen", meint der General im KURIER-Gespräch. Das geschehe auch mit immer weiter verbesserten Unterlagen und detaillierter ausgearbeiteten Informationen, die eine Entscheidung letztlich möglich machen. "Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, nur um schnell zu sein, macht da keinen Sinn. Dafür ist diese Entscheidung zu weitreichend und zu wichtig für das Unternehmen. Das hat aber mit Zaudern nichts tun", betont Wrabetz.

"Es ist eine schwierige Frage für den Generaldirektor, und ich habe schon ein gewisses Verständnis dafür, dass er sie gründlich durchdiskutiert haben will. Letztendlich muss er aber die Entscheidung über den Standort treffen, die der Stiftungsrat dann akzeptiert oder nicht", meint dazu Josef Kirchberger, der Leiter des SPÖ-Freundeskreises .

Für den schwarzen Betriebsrat Robert Ziegler ist die Sache gelaufen: "Die Art und Weise, wie hier vorgegangen wird, gleicht einer Irrfahrt. Das ist für uns ORF- Mitarbeiter unerträglich. Wir haben nur eines verdient: Schluss der Debatte und voller Einsatz für die eigentliche Aufgabe des ORF, nämlich gutes Programm zu machen."

Häupl-Kritik an Wrabetz

Keine Freude mit der Nicht-Entscheidung über den künftigen ORF-Standort durch General Alexander Wrabetz hat offenbar Wiens Bürgermeister Michael Häupl. "Generaldirektor Wrabetz wird sein Problem nicht dadurch lösen, indem er es laufend vor sich herschiebt", meinte Häupl am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Trotzdem hat die Stadt die Option des ORFauf das St. Marxer Grundstück jüngst bis Jahresende verlängert.

Nicht kommentieren wollte Häupl die Verwirrungen, die sich um Beteiligungen beim Media Quarter in St. Marx ranken. "Diese Gerüchte sind nur wirtschafts- und standortfeindlich." Am Media Quarter halten die stadteigene Technologie-Agentur ZIT 40 und die VBM Beteiligungsmanagement 60 Prozent.

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