Wrabetz für VP-Stiftungsrat nicht mehr wählbar

ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter Medwenitsch erhöht Druck auf Wrabetz, FPÖ fordert Verzicht auf Kandidatur, SPÖ und auch BZÖ verteidigen den ORF-General.

Die Aufregung um die angeblichen Absprachen haben auf Seite des ÖVP-"Freundeskreises" Konsequenzen zur Folge. Deren Leiter Franz Medwenitsch sieht von einer Wahl Wrabetz' am Dienstag endgültig ab: "Wenn das so stimmt - und das wird sich aufgrund des Gesprächsmitschnitts verifizieren lassen -, dann ist Wrabetz für mich definitiv nicht mehr wählbar", sagte er am Samstag zur APA. Auch der Kärntner FPK-Stiftungsrat Siggi Neuschitzer sieht eine "schiefe Optik".

Für Medwenitsch, der in den vergangenen Monaten aus seiner ablehnenden Haltung zum ORF-General keinen Hehl gemacht hat, ist damit das Fass offenbar endgültig übergelaufen: "Die glaubwürdige Unabhängigkeit, die er in seiner Bewerbung verspricht - nichts als leere Worte. Tatsächlich hängt er offenbar noch mehr am Gängelband der SPÖ als angenommen", erklärte er.

Neuschitzer, der sich zuletzt eher auf die Seite von Wrabetz gestellt hatte, wollte die Vorgänge im Gesprächm mit der APA nicht im Detail beurteilen, attestiert Wrabetz und Pelinka aber, dass "die Optik nicht allzu gut ist, wenn sich die beiden vor Sendungen abstimmen. Wenn das stimmt, müsste man beide Herren einmal an den Ohren nehmen".

FPÖ fordert Verzicht auf Kandidatur

Die FPÖ forderte Wrabetz auf, sein Antreten bei der ORF-Wahl am Dienstag abzusagen. "Wenn Alexander Wrabetz noch einen Funken Würde oder Anstand in sich trägt, dann muss er von sich aus auf eine Kandidatur verzichten", sagte FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky am Samstag in einer Aussendung. BZÖ-Mediensprecher Stefan Petzner wiederum verteidigte Wrabetz und sprach von einem "durchsichtigen Manöver".

Vilimsky fürchtet sogar um die Medienfreiheit des Landes, wie er sagte. "Ein Chef des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der in der Löwelstraße nachfragen muss, was er senden darf und wen er einladen darf, ist schlichtweg untragbar", so der FPÖ-Generalsekretär. Pelinka bezeichnet er als "SJ-Burli, das in seinem Leben noch nichts anderes geleistet hat als 'Sohn' zu sein".

Gegenteiliger Meinung in der Affäre ist Petzner: "Ich halte das für ein sehr durchsichtiges Manöver wenige Tage vor der ORF-Wahl", sagte er am Samstag zur APA. "Es ist zu prüfen, ob die Transkription mit den tatsächlichen Aussagen übereinstimmt. Mir wurde aber versichert, dass das nicht der Fall ist und damit ist das Thema für mich erledigt. Andernfalls hätte man sich aber sicher damit im Stiftungsrat auseinandersetzen müssen." Nachsatz: "Und wenn die ÖVP meint, das sei ein Medienskandal antworte ich: Das 'Moltofon' war tatsächlich einer." Das "Moltofon" wurde dem früheren ÖVP-Klubchef Wilhelm Molterer zugeschrieben, der in seiner Funktion wenig zögerlich mit Anrufen in ORF-Redaktionen gewesen sein soll.

Cap verteidigt Wrabetz und Pelinka

SPÖ-Klubobmann Josef Cap stellte sich vor Pelinka und Wrabetz und sprach von einem "durchsichtigen Manöver" und einem "Diskreditierungsversuch", wie er in einer Aussendung festhielt: "Durch ein peinliches Sommertheater wird versucht, den ORF-Generaldirektor, der den ORF erfolgreich durch wirtschaftlich schwierige Zeiten geführt hat und sich jetzt um die Wiederwahl bewirbt, zu diskreditieren und Einfluss auf die anstehende Wahl des ORF-Generaldirektors zu nehmen", so Cap. Darüber hinaus habe der Redakteur des Magazins ohnehin Passagen bereits zurückgenommen, so der SPÖ-Klubchef.

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