World Press Photo: Wie das Pandemiejahr in Bilder gefasst wurde

World Press Photo: Wie das Pandemiejahr in Bilder gefasst wurde
Bis 24. 10. zeigt das Wiener Westlicht wieder die preisgekrönten Pressefotos des Jahres 2020

"Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran", pflegte der Fotograf Robert Capa zu sagen - und Generationen von Fotoreportern machten es sich zur Aufgabe, mit ihrer Linse möglichst nah an Konflikte, menschliche Dramen, Sportereignisse oder Tiere zu gelangen. Diese Bildsprache beherrschte auch lange das Siegerfeld der "World Press Photo"-Awards, jener Auszeichnungen, die seit 1955 von einer niederländischen Stiftung vergeben werden.

Wie aber macht man gute Fotos, wenn die Distanz das Gebot der Stunde ist?

Das Siegerbild des heurigen Jahres macht das Dilemma direkt zum Thema: Es zeigt einen Moment der Nähe in einem brasilianischen Altenheim. Die 85-Jährige Rosa Luzia Lunardi wird in der Aufnahme von einer Pflegerin umarmt - es ist die erste Umarmung nach fünf Monaten der Isolation, erfährt man aus dem Bildtext. Und die Umarmung findet durch eine Sicherheitsfolie statt - ein so genannter "Hug Curtain" (Umarmungsvorhang) erlaubt in dem Altenheim wieder so etwas wie körperliche Nähe.

Das Foto wurde von Mads Nissen (42), Fotograf der dänischen Zeitung Politiken, aufgenommen. Er hatte schon einmal, 2015, die Auszeichnung für das World Press Photo des Jahres erhalten - für das Bild eines homosexuellen Paars in Russland.

World Press Photo: Wie das Pandemiejahr in Bilder gefasst wurde

Für das Feld der prämierten Arbeiten, die eine Jury heuer aus den Einreichungen von mehr aus 4.300 Fotografen und Fotografinnen aus 130 Ländern wählte, wird sowohl die technische und formale Qualität als auch die zeithistorische Relevanz als Kriterium angelegt. Neben der Pandemie finden sich daher auch Bilder der "Black Lives Matter"-Proteste, der Explosion im Hafen Beiruts, der Heuschreckenplage in Kenia in der Auswahl.

Fast schon "Dauerbrenner" sind Reportagen aus den Flüchtlingslagern Griechenlands oder Einblicke in die Situation von marginalisierten Gruppen - etwa einer Transgender-Person in Russland. Auch wenn das Starterfeld verhältnismäßig unblutig aussieht - der Vorwurf, einen Katastrophen-Voyeurismus zu befriedigen, begleitet die Veranstaltung seit langem - so braucht man für einige Bilder, etwa die geheim-Aufnahmen aus einer spanischen Schweinefarm von Aitor Gaimienda - einen starken Bilder-Magen.

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2. Preis Nachrichten/Stories: Liebe über Grenzen hinweg

Roland Schmid zeigt Liebende, die während der Sperre der Deutsch-Schweizerischen Grenze getrennt wurden und trotzdem zueinander fanden.

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2. Preis Sport/Einzelfotos: "Heimtraining"

Stephen McCarthy, (Irland/Sportsfile) fotografierte den heute 87-jährigen ehemaligen Leichtathleten Pat Noughton beim Heimtraining während des Lockdowns.

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Nominiert als Foto des Jahres: "Ignat"

Oleg Ponomarev, porträtierte Ignat, der mit seiner Transgender-Identität in Russland auf wenig Unterstützung bauen kann

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3. Platz Natur/Stories: Heuschreckenschwärme in Kenia

Luis Tato, Spanien, The Washington Post

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Nominiert als Foto des Jahres: Explosion in Beirut

Ein Verletzter nach der Explosion im Hafen von Beirut, Libanon, 4. 8. 2020. Lorenzo Tugnoli, Italien, Contrasto für The Washington Post

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2. Platz "Themen der Gegenwart": "Doctor Peyo and Mister Hassen"

Die schwer krebskranke Manon (24) umarmt ihren Sohn Ethan (7) in Gegenwart des Therapiepferds Peyo in Calais.
Jérémy Lempin, Frankreich

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1. Preis Langzeitprojekte: "Habibi"

Antonio Faccilongo (Getty Reportage) widmet sich palästinensischen Langzeit-Gefangenen in israelischen Gefängnissen. Einigen von ihnen gelingt es, Samenflüssigkeit nach außen zu schmuggeln und auf diesem Weg Kinder zu zeugen. Im Bild: Majd Rimawi an seinem siebten Geburtstag am 4. August 2020. sein Vater wurde 2001 gefangen genommen und zu 25 Jahren Haft verurteilt

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1. Preis "Themen der Gegenwart": "Sakhawood"

Alexey Vasilyev zeigt, wie in Sakha (Jajutsk), einer entlegenen Gegend Russlands, Filme gedreht werden.

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1. Preis Nachrichten/Einzelfotos: Denkmaldebatte

 Evelyn Hockstein zeigt zwei Menschen, die über das "Emancipation Memorial" in Washington, D.C. streiten. Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner fühlen sich darin inadäquat dargestellt.

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3. Preis Nachrichten/Stories: Proteste in Minneapolis

John Minchillo/Associated Press fotografierte Unruhen nach dem Mord an George Floyd in Minneapolis/USA.

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3. Preis Nachrichten/Einzelfotos: Waldbrände

Nuno André Ferreira, Portugal, Agência Lusa, fotografierte ein Kind in einem Auto nahe an Waldbränden in Oliveira de Frades, Portugal.

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2. Preis Umweltthemen: Gletscher im Eigenbau

In Ladakh im Himalayagebiet Nordindiens legen Jugendliche künstliche Eisberge an, um im regenfreien Sommer Wasser zu haben. Ciril Jazbec, Slowenien, für National Geographic.

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1. Preis Natur/Einzelfotos: Giraffe in Gefangenschaft

Ami Vitale (CNN) dokumentierte, wie eine Rothschild-Giraffe nach der Überflutung einer Insel im Baringo-See im Westen Kenias gerettet wird.

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3. Preis Natur/Einzelfotos: "Neues Leben"

Jaime Culebras, Spanien, zeigt Eier des seltenen Wiley-Glasfroschs

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1. Preis, Natur/Geschichten: "Pandemic Pigeons"

Jasper Doest (Niederlande) zeigt, wie sich seine eigene Familie mit einer Gruppe Tauben "anfreundete"

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1. Preis Porträt-Stories: "The Ameriguns"

Gabriele Galimberti porträtierte für National Geographic Amerikanerinnen und Amerikaner mit ihren Waffen.

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2. Preis Langzeitprojekte: "Reborn"

Karolina Jonderko, Polen, zeigt Menschen, die mit naturgetreu anmutenden Baby-Puppen leben - oft, um eigene Traumata zu verarbeiten

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3. Preis Sport/Stories: "Fluchtgedanken"

Fereshteh Eslahi (Iran, Podium Photos) porträtiert den ehemaligen Parkour-Sportler Saeed Ramin, der nach einem Sturz querschnittgelähmt ist.

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