Schritte und Sprünge
Seit 2013 arbeitet der Kurator Vitus Weh im Auftrag der Esterházy-Stiftung an der teilweisen Wiederherstellung der Balance, meist mit einzelnen Projekten. Seit Herbst 2022 ist etwa der Vorplatz des Schlosses mit Fahnen von Manfred Bockelmann und einer Installation von Alfred Barsuglia aktiviert. Sie animiert zur Benutzung der Wiese und lässt nachts Leuchten wie ein eingefrorenes Feuerwerk über dem Ort strahlen.
„Die Bespielung des Parks wäre ein Quantensprung“, sagt Weh bei einem Rundgang mit dem KURIER.
Gemeinsam mit einem Beratungsgremium hat er Projektvorschläge von renommierten Künstlern eingeholt – bis Dezember sind sie im „Weißen Saal“ des Esterházy-Schlosses zu studieren.
Rauschen und Plätschern
Die britische Turner-Preisträgerin Susan Philipsz, die auch schon den Wiener Theseustempel mit einer Klanginstallation entrückt hatte, würde etwa neben dem klassizistischen Leopoldinentempel mit zarten Flötentönen eingreifen: Der für den Barockgarten angelegte Wasserfall rauscht hier schon lange nicht mehr, die Klänge sollen aber an die Schäfer in der Ideallandschaft erinnern, die die Erbauer im Kopf hatten.
Die Künstlerin Katinka Bock ersann einen Pavillon, der an den ursprünglich gedachten Wasserkreislauf erinnern soll. Markus Schinwald, Österreichs Biennale-Vertreter 2011 und Experte für Rauminszenierungen aller Art, widmete sich dem Vorplatz der Orangerie, auf dem heute ein kleiner Springbrunnen sein Dasein fristet.
Große Bassins, wie im Entwurf des Künstlers angedacht, ließen sich hier wohl kaum realisieren, sagt Weh – ein Ensemble von Skulpturen aber schon. Überhaupt könnte jener Teil des Orangerie-Ensembles, auf dem sich heute Tennisplätze befinden, als Kunsthalle wieder aufgebaut werden, sagt Weh – es würde den Ort aufwerten.
Einen massiven Sprung würde die Umsetzung dieser Ideen aber wohl auch im Finanzierungsbedarf bedeuten. Die Kunst wäre nur im Paarlauf mit anderen Maßnahmen – etwa der Sanierung der Wasserläufe – zu realisieren. Ein definiertes Budget dafür gibt es derzeit nicht.
Zudem ist die Gemengelage kulturpolitischer Zuständigkeiten im Burgenland durchaus komplex.
Ein vergleichbares Skulpturenprojekt im Schlosspark von Grafenegg in Niederösterreich fand etwa ganz unter einem Dach statt: Die landeseigene „Kunst im öffentlichen Raum“-Einrichtung kooperierte dabei mit der Grafenegg-Betriebsgesellschaft, die ebenfalls mehrheitlich in Landeseigentum steht.
Komplexes Gemenge
Im Schlosspark Eisenstadt, formell Esterházy-Privatbesitz, teilt dagegen ein Zaun einen privaten Teil in Schlossnähe von einem öffentlichen Teil, für dessen Erhalt ein Freundesverein und eine von Stadt und Stiftung getragene Gesellschaft sorgt.
Um Visionen des großen Landschaftsgartens zu realisieren, müssten sich alle bewegen, sagt Kurator Weh.
Die Landesregierung ist da noch gar nicht genannt. Lange Zeit lag sie mit Esterházy im Konflikt, es ging u. a. um die Sanierungskosten des Schlosses. Unter Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil – er ist auch Kulturlandesrat – wurde der Streit beigelegt. Eine „positive Dynamik“ ortet auch die 2022 von Doskozil bestellte Künstlerin Birgit Sauer, die für bessere Koordination der Kunstszene sorgen soll.
Als ersten Schritt will Weh noch heuer einen Vorschlag der Künstlerin Anna Artaker realisieren: Durch eine Illusionsarchitektur in Sgraffito-Technik sollen die Tore des Schlosses zur Gartenseite zumindest optisch geöffnet werden. Dass es hier trennende Mauern gibt, war historisch nie so vorgesehen.
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