Facelifting
Das Trio kehrte am Mittwochabend mit "Jetzt erst recht reloaded - koste es, was es wolle!" zurück in den Wiener Rabenhof. Es ist ein Update, ein Faceliftig, ein Tuning ihres „Jetzt erst recht!“-Programms, das man ja mehr oder weniger in die Tonne werfen musste. Denn im März dieses Jahres redete keiner mehr von Ibiza, sondern nur noch von Wuhan. Mittlerweile ist Österreich zur vorbildlichen Babyelefanten-Nation aufgestiegen, das Virus hat uns aber immer noch im Griff – nun sogar bis ins Bundeskanzleramt. Aber wie wir von Finanzminister und (nicht ganz) Rechenkaiser Gernot Blümel wissen, ist alles nicht so tragisch. Denn: Geld spielt bekanntlich keine Rolle.
Mit Rotweinbegleitung (auf Champagner verzichte man neuerdings wegen des ökologischen Fußabdrucks) wurde auf der Bühne das Tempo von Beginn an ordentlich angezogen. Für das Publikum gab es gleich einmal Entwarnung: Man sei im Rabenhof absolut sicher. Dafür sorge die auf der Bühne aufgetragene Johann Gudenus-Gedächtnislinie. Scheuba, Maurer und Palfrader präsentieren sich sehr gut gelaunt und sichtlich erleichtert. Man lachte über die eigenen Schmähs und hatte sichtlich gute Laune. Endlich wieder vor Publikum spielen. Wie geil.
Nehammers Ego
Im Stand-up-Teil zu Beginn der Show wurden aktuelle Themen aufgegriffen und Bilder analysiert. Etwa die Aufnahme von Innenminister Nehammer, der in der mit 55 Tonnen Hilfsgütern für Moria beladenenen Antonow etwas verloren wirkt. Da hätte man schon noch die eine oder andere Tonne reingebracht, wenn da nicht der Innenminister gewesen wäre, der mit seinem Ego das halbe Frachtflugzeug füllt. Und irgendwo dazwischen liegt dort auch das schlechte Gewissen der Grünen. Es sei kaum zu sehen.
Weiter geht’s mit einer Wahlplakat-Analyse der bevorstehenden Wien-Wahl: Da sind vor allem die Plakate von Finanzminister Blümel aufgefallen. Es sei nämlich durchaus mutig, das Gesicht mit dem Wort "Leistung" zu plakatieren - eine klassische Text-Bild-Schere.
Hulapalu
Das ist clevere Unterhaltung für gebildete Menschen, die sich für Tagespolitik und ihre Auswüchse interessieren. Intelligenter Humor mit vielen Seitenhieben, dargeboten via Frontalunterricht.
Die Staatskünstler erklären etwa, wie man in Zeiten von Corona am besten lacht und zeigen, wie Verschwörungstheorien zustande kommen. Wussten Sie etwa, dass hinter Corona jener Mann steckt, von dem der Song „Hulapalu“ stammt? Glauben Sie nicht? Googeln sie nach.
Die unterschiedlichen stilistischen Kabarett-Elemente reichen an diesem Abend von Gesangseinlagen über eingespielte Filme bis hin zu den gelungenen Zeichnungen von Gerhard Haderer. Im neuen Programm wurde dann auch einiges vom alten übernommen. Etwa ein Video vom sich etwas ziehenden Besuch der Kabarettisten im KTM-"Museum" in Mattighofen.
Eigenurin
Besser dann das finale Video: In diesem wagen die Staatskünstler noch einen Ausblick. H. C. Strache ist auf der Suche nach Wählerstimmen. Sichtlich verunsichert befragt er die Wahrsagerin (Palfrader) nach Rat, zeigt ihr sein vergoldetes Eigenurin-Hoserl und wird dann vom aus der Hölle auftauchenden Jörg Haider (Scheuba) in die Mangel genommen.
Da nach der Wahl bekanntlich vor der Wahl ist, wird zum Abschluss noch über die politische Zukunft des Landes und des Bundeskanzlers gemutmaßt. Steigt Sebastian Kurz aus? Geht er in die Privatwirtschaft oder doch mit Gernot Blümel auf Interrail-Reise? Wohl kaum. Denn im Hintergrund arbeitet man nämlich längst schon wieder an der Türkis-Blauen-Harmonie und der ausgerufenen Message Control. Jetzt erst recht(s)!
"Jetzt erst recht reloaded - koste es, was es wolle!"
Die Staatskünstler sind im Wiener Rabenhof zurück - mit einem aktualisierten Programm. Nächste Termine: 8., 27., 28. Oktober und am 4. und 5. November.
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