Willie Nelson: Wo er ist, da ist cool

Willie Nelson: Wo er ist, da ist cool
CD der Woche: Das neue, naturgemäß wieder wunderbare Album des großen Willie Nelson heißt "Heroes". Geboten wird von allem etwas: Altes, Neues, Duette, Gaststars ...

Im vorgerückten Jünglingsalter von 79 Jahren genießt Willie Nelson einen Bonus, wie ihn auch Johnny Cash oder Peter Rapp bekamen: Er kann nichts Peinliches mehr machen. Wo er ist, da ist cool. Obwohl, kuriose Ideen hat er ja, der kiffende Zopfträger: Da schreibt er mit "Roll Me Up" einen flotten Country-Rocker mit hinterhältigem Text: "Roll me up and smoke my when I die!" Und holt sich dazu nicht nur seinen unvergleichlich krächzenden Kumpel Kris Kristofferson als Gast ins Studio, sondern auch den afroamerikanischen Gangsta-Rapper Snoop Dogg.

Und der klingt dann bei seinem souverän gebrummten Beitrag ganz so, als würde er abends gerne im örtlichen Truck­stop in sein Bier weinen. Unter den weiteren Gästen des Albums finden sich Sheryl Crow; der großartige, sich beinahe an seinen verrosteten Stimmbändern verschluckende Merle Haggard; und Nelsons Söhne Lucas und Micah, die dem Papa auch keine Schand’ machen.

Originell

Nelson hat neue und ältere Stücke aus eigener Fertigung dabei, Songs seines Sohnes Lucas (so das lakonische "Every Time He Drinks He Thinks Of Her"), uralten Folk, aber auch originelleCoverversionen. So interpretiert er wunderbar das Tom-Waits-Stück "Come On Up To The House" (erstaunlich gefühlvoll assistiert von Sheryl Crow), nimmt ganz sachlich die verzweifelte Pearl-Jam-Ballade "Just Breathe" durch und schreckt sogar vor Coldplay nicht zurück ("The Scientist", sorgsam entkitscht).

Man hört, dass es ihm sehr gut geht. Die Steuerschulden sind abbezahlt, die Behörden verzichten darauf, seinen Wohnwagen allzu oft auf lustige Zigaretten zu kontrollieren. Das schlägt sich in den Arrangements nieder. Die sind ein bisschen brav, Country-Rock mit viel Steelguitar und wimmernder Harp (wie aus einem Winnetou-Film). Aber dazwischen drängt sich immer wieder diese unvergleichliche, zerbrochene, vom Jazz kommende Gitarre ... Wie gesagt: Willie Nelson kann gar nicht peinlich sein.

KURIER-Wertung: **** von *****

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