Festwochen: Starkes Zeichen für Europa

Düster-kraftvoller Auftakt: Zum „Dies Irae“ aus Verdis Requiem erstrahlte die Fassade des Wiener Rathauses in infernalischem Rot
Es war ein Abend mit Europas besten Chören vor dem Wiener Rathaus.

Die geschwenkten Flaggen der Fans in der ersten Reihe, die Hymne der Eurovision – ein Hauch von Songcontest-Athmosphäre wehte Freitagabend über den Wiener Rathausplatz.

"Europe sings" lautete denn auch das Motto der Eröffnung der 63. Wiener Festwochen, die heuer passenderweise auf den offiziellen Europatag gefallen war. Die Stimmen Europas, das waren an diesem Abend die besten Chöre aus Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Finnland, Kroatien, Lettland und Litauen.

Doch spätestens mit dem Auftritt des Schoenberg-Chores war es schon wieder vorbei mit der Songcontest-Heiterkeit. Düster-kraftvoll schallte das "Dies Irae" aus Verdis Requiem von der Bühne. Dahinter das in höllisches Rot getauchte Rathaus.

Beeindruckte Gäste

Dem Publikum gefiel es: "Gratis-Konzerte in so einer Größenordnung gibt es nicht einmal in München", erzählt Schauspiel-Student Richard Wilde, der erst vor kurzem vom bayerischen Landshut nach Wien gezogen ist. Ein Freund hat den Klassik-Fan dann gleich auf den Rathausplatz mitgenommen. Vielleicht wird er sich in den nächsten Wochen auch die eine oder andere der auch heuer wieder knapp 40 Produktionen der Festwochen ansehen.

"Sie sind schon eine enorme Werbung für Wien", ist Helga Reithofer überzeugt, die nach vielen Jahren heuer wieder einmal beim Auftakt dabei ist. Klassik ist auch ihre Leidenschaft: "Die moderne Musik mit ihrer ganzen Elektronik ist dafür nicht so meines."

Eine wahre Festwochen-Veteranin ist hingegen Angelika Winkler, die heuer bereits zum zwölften Mal die Eröffnung besuchte. "Auch der Regen letztes Jahr hat mich nicht abgeschreckt", erzählt sie.

Die Regenjacken mussten freilich auch heuer wieder übergestreift werden. Trotz kurzer Regenschauer stimmten aber die Tausenden Besucher gemeinsam mit Schoenberg-Chor-Dirigenten Erwin Ortner ein "Viva la Musica" an.

Aufwühlender Höhepunkt des Abends war Arnold Schönbergs Werk "Ein Überlebender in Warschau". Den Sprechpart übernahm Schauspieler Cornelius Obonya, der gemeinsam mit ORF-Moderatorin Alice Tumler auch durch den Abend führte. Die Wiener Festwochen dauern noch bis 15. Juni. Im Vorjahr besuchten knapp 158.000 Kulturfans die 40 Produktion. Das bedeutete eine Auslastung von 92,5 Prozent.www.festwochen.at

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