"La Traviata"-Premiere bei den Festwochen

"La Traviata"-Premiere bei den Festwochen
Ab Sonntag hat Wien eine neue Violetta. Sopranistin Irina Lungu gibt ihr Wien-Debüt und spricht mit dem Kurier über die Inszenierung und ihre Pläne für die Staatsoper

Das Musikprogramm der Wiener Festwochen 2012 ist wie jedes Jahr unter der Ägide von Stéphane Lissner – höflich formuliert – bescheiden ausgefallen. Umso mehr sind alle Augen und Ohren auf die wichtigste (und fast einzige) Premiere gerichtet: Auf Giuseppe Verdis "La Traviata", die ab Sonntag im Theater an der Wien zu sehen ist. Regie führt Deborah Warner; die junge moldawische Sopranistin Irina Lungu singt die diffizile Titelpartie. Ein Wien-Debüt mit Folgen.
"Natürlich ist es etwas Besonderes für mich, in dieser wundervollen Stadt zu debütieren", sagt Lungu, die als Violetta schon einige Erfolge feiern konnte. Denn: "Wien ist für alle Sänger einzigartig. Die Stadt ist eines der größten Zentren für Musik und für Oper überhaupt. Ich bin unglaublich aufgeregt und sehr dankbar, Teil der Festwochen zu sein."

Stimmliche Herausforderung

In vokaler Hinsicht steht Lungu einiges bevor, denn "für diese Rolle braucht man eigentlich drei Stimmen. Im ersten Akt sind ein gute Höhe und technische Flexibilität gefordert. Im zweiten Akt wird es stimmlich intensiver, auch tiefer. Und im dritten Akt ist eine ganz andere Frau auf der Bühne zu sehen und zu hören. Das ist spannend."
Die unglücklich liebende und letztlich sterbende Edelkurtisane Violetta sieht Lungu als "komplexe und fertige Frau, die alles ausprobiert, die alles durchlebt und von höchster Freude bis ins tiefste Elend torkelt." Über die moderne Inszenierung von Regisseurin Warner sagt sie: "Wir haben uns diese Oper wirklich angeeignet. Deborahs zeitgemäße Umsetzung wird dem Publikum helfen, diese Frau noch stärker, ja plastischer zu empfinden."

Vorurteile gegen moderne Inszenierungen hat die auch schon an der Mailänder Scala erfolgreiche Künstlerin keine. "Ich denke, es kommt immer auf die Sinnhaftigkeit des ganzen Unternehmens an." In Wien wird Lungu "in ganz naher Zukunft" auch die Gilda in Verdis "Rigoletto" an der Staatsoper singen.

Ein Debüt, "das ich kaum erwarten kann". Zuvor aber geht es nach Verona, wo diesen Sommer in der Arena eine Micaëla in Bizets "Carmen" wartet. Dann kommt die Titelpartie in Donizettis "Lucia di Lammermoor" in La Coruna, die Nanetta in Verdis "Falstaff" an der Scala sowie ihr Debüt als Musetta in Puccinis "La Bohème" am Londoner Royal Opera House Covent Garden.
Als neue Partien folgen vor allem Belcanto-Rollen. Etwa die Giuletta in Bellinis "I Capuleti e i Montecchi“, die Amina in dessen "Sonnambula", aber auch Massenets "Manon". Eine Frau, die "ich gerne auch in Wien verkörpern würde". Denn: "Das ist wieder so ein vielschichtiger Charakter, der mich einfach reizt. Und Manon ist – wie auch die Violetta – meinem Herzen extrem nah. Ich hoffe, das kann ich vermitteln."

Produktion: Verdi ins Heute geholt

Irina Lungu: wurde 1980 in Moldawien geboren, studierte Klavier und Gesang und gewann u. a. den Wiener Belvedere-Wettbewerb. Sie war in der Accademia del Teatro alla Scala di Milano und debütiert in Wien.

La Traviata: Theater an der Wien, Premiere am 27. 5., 19.30 Uhr. Regie: Deborah Warner. RSO Wien. Dirigent: Omer Meir Wellber. Mit: Irina Lungu (Violetta), Saimir Pirgu (Alfredo), Gabriele Viviani (Germont).

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