"Il Trovatore": Liebe, Hass und Leidenschaft

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Philipp Stölzl inszeniert Giuseppe Verdis Meisterwerk „Il Trovatore“ im Theater an der Wien.

Zwei Brüder, die nicht wissen, dass sie Brüder sind und einander als Todfeinde und auch Rivalen im Kampf um die Liebe einer Frau gegenüberstehen. Und eine Zigeunerin, die auf Rache sinnt – in Giuseppe Verdis Oper „Il Trovatore“ wird heftig geliebt, gehasst, gekämpft, gemordet. Mit einem für fast alle Beteiligten letalen Ende.

Spannendes Debüt

2013 feiert die internationale Musikwelt den 200. Geburtstag Giuseppe Verdis; die Wiener Festwochen beenden dabei mit einer Neuproduktion des „Troubadours“ ihren Verdi-Zyklus, in dessen Rahmen bereits „Rigoletto“ und „La Traviata“ zu sehen waren. Der vor allem durch Filme und Videoclips bekannt gewordene Deutsche Philipp Stölzl führt im Theater an der Wien Regie und präsentiert sich damit in Wien erstmals als Regisseur.

Und zwar bei einem Werk, dessen Handlung nicht immer leicht nachvollziehbar ist, das musikalisch aber von Höhepunkt zu Höhepunkt rast. Wie ein Kaleidoskop hat Verdi die 1853 in Rom uraufgeführte Oper (Libretto: Salvatore Cammarano sowie Leone Emmanuele Bardare nach Antonio Garcia Gutiérrez) konzipiert. Szenen innigster Zärtlichkeit und Leidenschaft wechseln virtuos mit Momenten größten Furors. Hit folgt dabei auf Hit. Und stets beweist Verdi seine immense theatralische Pranke.

Packendes Drama

Worum geht es? Kurz gefasst: Zwei Männer stehen einander als politische Feinde und als Gegner in Herzensangelegenheiten gegenüber: Der adelige Graf Luna und Manrico, der vermeintliche Sohn der Zigeunerin Azucena, genannt der Troubadour. Beide begehren die schöne, adelige Leonora, die ihrerseits Manrico liebt. Nach diversen Kämpfen siegt Luna, Manrico und Azucena werden gefangen genommen. Um Manrico zu retten, gibt Leonora vor, Luna erhören zu wollen; in Wahrheit nimmt sie Gift und stirbt. Luna lässt Manrico und Azucena daraufhin hinrichten. Im Sterben offenbart Azucena die Wahrheit über Manricos Herkunft. „Er war dein Bruder“, sind ihre letzten Worte.

Junges Ensemble

In der Festwochen-Neuproduktion singt der Bariton Artur RucińIski den Grafen Luna; sein Kontrahent Manrico wird von Tenor Yonghoon Lee gestaltet. Als Leonora ist die Sopranistin Carmen Giannattasio zu erleben; die Azucena wird von Marina Prudenskaya verkörpert. In weiteren Rollen sind u. a. Mara Mastalir, Gábor Bretz und Thomás Juhás zu sehen. Ein bewusst junges Ensemble, soll diesen Verdi richtig zum Klingen bringen.

Es spielt das ORF Radio-Symphonieorchester Wien, auch der Arnold Schoenberg Chor ist mit dabei. Wie schon bei „Rigoletto“ und „La Traviata“ heißt der Dirigent zum Finale der Verdi-Trias Omer Meir Wellber. Der junge Israeli war u. a. Assistent von Stardirigent Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper Unter den Linden und an der Mailänder Scala, wo ihm auch der internationale Durchbruch gelang. Seit 2011 ist der 1981 geborene Wellber Chefdirigent am Opernhaus in Valencia.

Info:26. , 29. und 31. 5. sowie 3. 6. (19.30 Uhr), Theater an der Wien

Philipp Stölzl, 1967 in München geboren, war ursprünglich Büh- nenbildner, drehte ab 1997 Musikvideos u.a. für Rammstein, Westernhagen, Die Ärzte, Die toten Hosen, Madonna, Mick Jagger und Luciano Pavarotti – außerdem Werbefilme für Sony, BMW, Nokia und Rolex. Heute teilt er sein Berufsleben zwischen Musiktheater und Kinofilm.

Regie bei der Tragikomödie „Baby“ (2001), 2008 kam „Nordwand“ in die Kinos. Ein „Freischütz“ in Meiningen, bei der Stölzl Regie und Bühnenbild übernimmt, wird zum Überraschungserfolg. Es folgen Inszenierungen bei den Salzburger Festspielen, der RuhrTriennale, der Oper Basel, der Staatsoper Stuttgart und an der Deutschen Oper Berlin.

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