Am offenen Herzen: Milo Rau gegen FPÖ, eine Show als Schauprozess

Das Odeon war ausverkauft, aber halb leer: Auf die Verkündigung des Urteils warteten nur wahre Prozess-Fans
Trenklers Tratsch: Die Wiener Festwochen stellen die FPÖ an den Pranger, das Urteil wird in Abwesenheit des Angeklagten gefällt

In diesem Land ergänzt sich alles ganz wunderbar. Die FPÖ affichiert flächendeckend „EU-Wahnsinn stoppen“ – und die "Kronen Zeitung" titelte am Montag formatfüllend „Zensur-Wahnsinn endlich stoppen!“. Andreas Schieder (SPÖ) und Reinhold Lopatka (ÖVP) verwechseln mit Bestemm das politische Bündnis mit dem Kontinent: „Europa fair gestalten“, fordert der eine, „Europa. Aber besser“ der andere. Und Lena Schilling (Grüne) antwortet niedlich mit „Europa braucht Herz“. Eifrig formt sie aus ihren Händen Herzen (Herz statt Hetze!), das kann auch Helmut Brandstätter zusammen mit Anna Stürgkh (Neos): „Unser Europa hat dich lieb“.

Unterdessen wird zur „Langen Nacht der Kirchen“ eingeladen – am 7. Juni unter dem Titel „Am offenen Herzen“. Denn das Leben stünde, liest man im Programm, auf Messers Schneide. Parallel dazu operiert Milo Rau tatsächlich am offenen Herzen: Um 19.30 beginnt im Odeon, umgebaut zum properen Gerichtssaal, der zweite seiner drei „Wiener Prozesse“.

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