Wiederkehr der Autokinos: Im Rückwärtsgang ins Knutschkino

John Travolta versucht vergeblich, Olivia Newton-John während einer Filmvorführung im Autokino zu verführen: „Grease“
Nicht alle fahren mit dem Auto ins Kino, um Filme zu sehen. Über das Drive-in und sein Comeback

Seit dem Ausbruch der Corona-Krise blieben die Pforten der Kinos geschlossen – und öffnen sich nun gestaffelt wieder. Kleinere Kinos wie das Wiener Admiral spielen bereits ab Freitag, die größeren Programmkinos wie Gartenbaukino, Votivkino, Stadtkino und Filmcasino eröffnen am 19. Juni.

Eine Tür zum Kino aber hat sich jetzt schon geöffnet: Die Autotür. Dank der Pandemie erfreut sich das „virensichere“ Autokino weltweit neuer Beliebtheit. Nicht nur in den USA, dem Geburtsort des Drive-ins, vermelden die Medien eine wohlige Renaissance; auch in Österreich starten die Autokinos durch (siehe Info unten).

Dieser Trend ist nicht weiter verwunderlich. Bereits in den 50er-Jahren, als es noch keinen Impfstoff gegen Kinderlähmung gab, bewarben manche US-Betreiber ihre Autokinos als optimalen Schutzort vor „Grippe und Polio“.

Die situationsbedingte Frischzellenkur bringt neues Leben in eine ehemals glanzvolle Einrichtung. Denn die einst so charismatischen Abspielstätten rosten schon seit Jahrzehnten mehrheitlich auf dem Schrottplatz der Filmgeschichte.

Doch das war nicht immer so. Das erste Autokino wurde am 6. Juni 1933 in Camden, New Jersey, von Richard Hollingshead, Film-Fan und Besitzer einer Autopflegemittel-Firma, gegründet. Anstelle einer Leinwand projiziert Hollingshead die Filme auf eine weiße Steinmauer. Seine Geschäftsidee wurde aufgegriffen, doch eröffneten während Wirtschaftskrise und Zweitem Weltkriegs nur wenige Autokinos.

Dafür nahm nach Ende des Krieges die Motorisierung sprunghaft zu, und Brachland, vor allem am Land, war billig. Die Hochblüte des Autokinos gipfelte in den 50er- und frühen 60er-Jahren: 1958 gab es in den USA 4.063 Drive-ins, heute sind es geschätzt 340.

In Österreich berichtete die Filmzeitschrift „Action“ im September 1967 über die Eröffnung des ersten Autokinos: Es steht in Groß-Enzersdorf, startete mit dem Film „Der große Apache“ mit Burt Lancaster und erfreut sich seit heuer neuer Beliebtheit.

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