Wie zwei Professoren der Angewandten Samen fürs Heute pflanzten

Wie zwei Professoren der Angewandten Samen fürs Heute pflanzten
Ausstellungen zu Oswald Oberhuber und Adolf Frohner führen in eine Zeit, in der die Wiener Kunstuni zum Kreativzentrum wurde

Wie wurden bekannte Künstler eigentlich zu dem, was sie sind? Warum nahmen in Österreich gewisse Kunstströmungen neue Formen an und andere nicht?

Wer sich für derlei Fragen interessiert, kommt nicht darum umhin, einen Blick auf das Innenleben von Kunsthochschulen zu werfen. Im Fall der Angewandten bieten nun zwei sehenswerte Ausstellungen Gelegenheit dazu.

In der Innenstadt-Oase des Heiligenkreuzerhofs breitet die Schau „Schule Oberhuber“ (bis 2. 7.) jene Sammlung aus, die Oswald Oberhuber (1931 – 2020) in seiner Zeit als Rektor ab 1979 aufbaute: Sie sollte nicht nur als Studiensammlung Anschauungsmaterial bieten, sondern auch Strömungen der österreichischen Kunstgeschichte abbilden, die in Museen und der Öffentlichkeit oft ignoriert worden waren.

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Oberhuber, der mit Peter Weibel 1976 eine Ausstellung über Österreichs Avantgarde von 1900 bis 1938 kuratiert hatte, fokussierte sich auf analytische, abstrakte Tendenzen der Gestaltung, die sich weit in die Donaumonarchie zurückverfolgen lassen. Ein Schrein von Oskar Strnad (1879 – 1935), Zeichnungen von Carry Hauser oder ein Gemälde, das Arnold Schönberg von seiner Frau anfertigte, gehören zu den bemerkenswerten Objekten.

Das eigentliche Thema ist aber das Ineinander der Künste. Nicht zuletzt von Oberhuber selbst entworfene Möbel und Plakate zeigen, wie der Rektor die eigene Kunst wie auch seine Networking-Fähigkeiten einsetzte, um die Angewandte zum kreativen Impulszentrum zu formen.

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Universitäres Austoben

Wie sich das anfühlte, kann die aktuelle Schau im Forum Frohner Krems (bis 2. 10.) schön vermitteln. Rund um den Maler Adolf Frohner, der von 1972 – 2005 an der Angewandten lehrte, sammelten sich Menschen, die einerseits selbst zu bekannten Kunstschaffenden wurden, aber auch solche, die kulturpolitische Impulse setzen konnten – etwa Hannes Androsch, der eine Ausstellungsreihe für Absolvierende ermöglichte.

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Das Netzwerk, von dem die Schau erzählt, umfasst viele Frauen – etwa Helga Philipp, deren Geist bei Schülerinnen und Schülern wie Brigitte Kowanz und Gerwald Rockenschaub nachhallt, oder Maria Lassnig, die 1980 als erste Malerei-Professorin an die Angewandte berufen wurde. Vor allem aber geht es um ein neues künstlerisches Selbstbewusstsein, das aus dem Aufbrechen starrer Meister-Schüler-Strukturen zu jener Zeit entstand. „Dass Frohner sagte: ,Lebt’s euch aus’, war sehr befreiend“, sagt Co-Kuratorin Brigitte Borchardt-Birbaumer, einst Studentin und heute Kunsthistorikerin und -kritikerin. „Es war ein Paradigmenwechsel.“

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