Wettbewerb für junge Literatur: "Keine Rede von Schreibverdrossenheit"

Betreut den Literaturpreis: der Schweizer, in Wien lerbende Schriftsteller Christoph Braendle
Mit Beginn des Herbstsemesters startet der große Literaturwettbewerb "Texte. Preis für junge Literatur". Teilnahmeberechtigt sind Jugendliche bis 19 Jahre, der KURIER unterstützt das erfolgreiche Projekt von Christoph Braendle.

Der aus Bern gebürtige, seit 1987 in Wien lebende Schriftsteller Christoph Braendle trat immer wieder als Veranstalter hervor: Er gründete das Wiener Salon Theater und erfand die "Vollmondserenaden". Ein großes Anliegen ist ihm seit jeher die Nachwuchsförderung: Unter dem Titel "Wien wörtlich" betreute er eine Schreibwerkstatt für junge Autoren.

Das Besondere war der öffentliche Vortrag durch Schauspieler. Dieses "Format" kam erstaunlich gut an – und entwickelte sich zum Wiener Jugend Literaturpreis. "Ursprünglich konnten nur Schüler aus dem ersten Bezirk teilnehmen", erzählt Braendle. "Aber es zeigte sich, dass das Bedürfnis nach einer Einrichtung dieser Art über die Wiener Grenzen hinaus vorhanden ist." Daher wurde 2014 niemand mehr ausgeschlossen: Ins Finale schafften es auch drei Beiträge aus den Bundesländern.

Unterstützt worden war der Preis von Ursula Stenzel, der Bezirksvorsteherin des 1. Bezirks. Deren Wechsel zur FPÖ bewog Braendle 2015, die Zusammenarbeit mit dem damaligen Trägerverein zu beenden. Unterstützt von den vielen Künstlern, die den Literaturwettbewerb für junge Talente bisher begleitet hatten, wurde ein neuer Verein gegründet, um auch in Zukunft einen Wettbewerb durchführen zu können, der wirklich politisch unabhängig ist. Den Vorstand dieses Vereins, "Literarische Bühnen Wien", bilden u.a. Schauspieler Cornelius Obonya, die Regisseurin Carolin Pienkos, der Bildungsexperte Erwin Greiner und Bernhard Fetz, der Direktor des ÖNB-Literaturmuseums Wien.

Etliche Kleinode

Und so geht es, unterstützt vom KURIER, mit dem Wettbewerb unter dem neuen Titel "Texte. Preis für junge Literatur" weiter. Braendle ist von der Wichtigkeit überzeugt: "Ich durfte erleben, wie viele Talente in den Oberstufenschulen blühen, im Verborgenen oft. Keine Rede von Lese- und Schreibverdrossenheit, keine Anzeichen für den immer wieder gerne behaupteten Niedergang eines anspruchsvollen und gepflegten Umgangs mit Sprache in ihrer schriftlichen Form! Unter den Texten, die uns erreichten, waren etliche Kleinode: Sie zeigen, wie unterschiedlich und mit welcher Vielfalt an ein bestimmtes Thema herangegangen wird, und sie beweisen, wie viel Leidenschaft und Empathie in einen noch so kurzen Text einfließen können."

Der diesjährige, nun bereits internationale Wettbewerb steht unter dem Thema "Genug". Zugelassen ist jede literarische Form und Ausrichtung: Kurzgeschichten, Erzählungen, Gedichte, Essays, Monologe, Dialoge ... Der Text darf nicht länger als 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) sein und muss zwischen dem 5. September und dem 5. Oktober 2016 auf die Website www.texte.wien hochgeladen werden.

Am 17. Oktober werden die 30 Finalisten bekannt gegeben. Bis zum Finale im Burgtheater-Kasino am Schwarzenbergplatz sollen die Nominierten, die Workshops mit namhaften Autoren besuchen dürfen, längere Texte zum Thema verfassen. Diese werden auf www.texte.wien anonym veröffentlicht und durch eine Fachjury und das Publikum beurteilt.

Im Rahmen der Finalveranstaltung tragen Schauspieler (in der Vergangenheit u.a. Andrea Clausen, Sona MacDonald und Roland Koch) die Texte vor , die Gewinner werden prämiert.

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