Entstanden ist die „Lecture Performance“ in Zusammenarbeit mit der Rechercheplattform Dossier. Man durfte sich also – im Rahmen einer Theaterproduktion – die Präsentation von neuen Fakten erwarten. Doch diesbezüglich man wurde enttäuscht: Man erfuhr in 90 Minuten – nichts. Sofern man regelmäßig Medien konsumiert.
Und selbst die pointierte Darstellung von Benkos Geschäftsmodell ist im Bereich der Kultur ein alter Hut – seit dem Burgtheaterskandal, der vor einem Jahrzehnt publik wurde: Man hatte sich in der Ära von Matthias Hartmann geschickt reicher gerechnet – etwa durch die „Aktivierung“ von Bühnenbildern (selbst jener, die bereits zerstört waren). Und die kaufmännische Geschäftsführerin überwies noch schnell vor dem Bilanzstichtag geliehenes Geld auf das Konto, um eine „schwarze Null“ zustandezubringen.
Nichts anderes machte Benko. Allerdings im großen Stil. Und das erklärt Calle Fuhr – Regisseur, Schauspieler und Stand-up-Comedian in Personalunion – äußerst anschaulich. Er beginnt mit den Anfängen in Innsbruck: Der Schulabbrecher hätte versprochen, in Zinshäuser gratis Lifte einzubauen, wenn ihm im Gegenzug das Dach zum Ausbau überlassen würde. Doch damit wird man nicht Milliardär – und dies sei das Ziel gewesen: Fuhr erläutert, wie die großen Investoren hinters Licht geführt worden seien. Im Endeffekt interessierte sich (fast) niemand für die Bilanzen, so lange die Rendite stimmte. Und die stimmte, so lange es keinen nennenswerten Leitzins gab.
Die Türöffner
Fuhr erklärt auch, warum es einen „Beirat“ u. a. mit Alfred Gusenbauer, Hans Peter Haselsteiner, Karl Stoss und Susanne Riess-Hahn (zuvor Riess-Passer) brauchte: Damit diese ihm die Türen zu den Parteien und (Stadt-)Regierungen öffneten. Sie hätten sich „kaufen lassen“.
Calle Fuhr demonstriert zudem anschaulich mit dem Hütchen-Trick die Transaktionen zwischen den Signa-Töchtern sonder Zahl (just zu den Bilanzstichtagen hatte jede genügend Kapital). Er stößt also mit einem Becher an den anderen – und das Kügelchen scheint teleportiert zu sein. Doch es befand sich natürlich schon davor im Becher. Hatten die Signa-Töchter also doch genügend Geld – und taten nur so als ob? Kaum. Calle Fuhr wählte einfach den falschen Trick. Aber das ist eben Theater. Zu den wirklichen Fragen drang er leider nicht vor. Etwa: Warum brannte denn der Dachstuhl der ehemaligen Länderbank-Zentrale?
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