Wenn Politik "nicht so ein Straßenfeger" ist

Wenn Politik "nicht so ein Straßenfeger" ist
Die heurigen ORF-"Sommergespräche" sind vorbei. TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher reflektiert ihren Verlauf.

Auch im Finale sind die ORF-"Sommergespräche" heuer nicht wirklich in Gang gekommen. Am Dienstag absolvierte Bundeskanzler Werner Faymann als letzter den Liveauftritt bei Moderatorin Ingrid Thurnher und hatte mit 437.000 Zusehern ( 18 Prozent Marktanteil) dabei ebenfalls deutlich weniger Zuschauer als im Jahr davor, wo im Schnitt 567.000 zuschauten. Das Schlusslicht bei den ORF-"Sommergesprächen" blieb ÖVP-Chef Michael Spindelegger, dem durchschnittlich 271.000 Seher bei einem Marktanteil von 14 Prozent zusahen. Grünen-Chefin Eva Glawischnig sahen 302.000 Seher (15 Prozent Marktanteil), den FPÖ-Chef Strache verfolgten 420.000 Zuseher (19 Prozent Marktanteil) und BZÖ-Chef Josef Bucher konnte 325.000 Seher verbuchen (13 Prozent Marktanteil). In Summe war das Zuschauerinteresse heuer ziemlich gedämpft.

KURIER: Wie erklären Sie sich die niedrigen Einschaltquoten?

Fritz Dittlbacher: Letztes Jahr haben wir die "Sommergespräche" jeweils am Montag nach "Liebesg'schichten und Heiratssachen" gezeigt, also nach einem Millionenprogramm. Diesmal wollten wir es mit zwei Terminen pro Woche kompakter machen.

Nächstes Jahr also wieder Montag?
Das kann sein, ja. Aber die Gespräche live und sehr knapp hintereinander zu zeigen, halte ich nach wie vor für ein Konzept, das aufgehen kann.

Ingrid Thurnher wurde wegen ihrer Gesprächsführung kritisiert. Eine Gratiszeitung titelte: "Faymann blamiert ORF-Moderatorin" - der ORF-Redakteursrat protestierte via Aussendung gegen diese Darstellung. Was sagen Sie zu ihrer Performance?
Die Ingrid hat das gut gemacht. Ich war mit den Zuschauerzahlen nicht zufrieden, mit den Sendungen und mit der Moderatorin aber schon. Ein Kriterium für eine Sendung ist auch immer, ob die Leute, die eingeschaltet haben, dran bleiben. Und das war der Fall. Beim Gespräch mit Faymann haben wir mit 360.000 Zuschauern angefangen und hatten am Schluss 516.000. Auch die Bewertungen durch das Publikum waren sehr gut.

Ist Ingrid Thurnher fürs nächste Jahr wieder eine Option?
Das ist natürlich denkbar. Die Ingrid ist eine ganz wichtige Trademark für den ORF und macht das ausgezeichnet.

Zeitungen spekulieren darüber, dass Armin Wolf die Moderation wieder übernehmen könnte. Gibt es schon konkrete Pläne?
Nein, gibt es nicht. Und die wird es noch lange nicht geben. Den Kopf mach' ich mir im nächsten Frühjahr. Da gibt es dann auch eine Fernsehdirektorin oder einen Fernsehdirektor, der sich was überlegen wird. Da gibt's jetzt sicher keine Entscheidung.


Steht außer Frage, dass die " Sommergespräche" grundsätzlich weitergehen?

Ich würde das schon für sinnvoll halten. Nur weil es heuer nicht so den Zuseherzuspruch gab, heißt es nicht, dass es nicht trotzdem eine gute Tradition ist. Aber es ist klar: Wenn keine Wahlen sind und das Wetter schön ist, dann wird Politik vielleicht nicht so ein Straßenfeger sein.

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