Wenn Miss Aniston strippt, ist gute Unterhaltung garantiert
Die spontane Reaktion ist Lachen: Die brave Jen in knappem Lederoutfit und mit blonder Perücke? Sich hingebungsvoll an der Poledance-Stange rekelnd? Das kann nicht sein, das muss ein Regiefehler sein. Jennifer Aniston als Nachtclubtänzerin, das ist ungefähr so erotisch wie die kurvenlose Milla Jovovich als Lady de Winter bei den „3 Musketieren“, oder?
Aber sie macht es, ha! Jen ist ja schließlich ein Profi: Man kann sich richtig vorstellen, wie sie monatelang jeden Move mit ihrem Personal Trainer geübt hat. Jedem noch so winzigen Speckröllchen an den Work-out-Kragen gegangen ist. Sich die Latex-Outfits von Armani maßschneidern hat lassen.
Angeheuerte Familie
Jennifer Anistons komischer Ausflug ins Erotikfach setzt gleich zu Beginn den passenden Grundton für diese gelungene Komödie um einen kleinen Drogendealer, der so hoch verschuldet ist, dass ihn nur mehr der Transport von sehr viel Stoff retten kann. Weil Familien in ihren dicken Camping-Caravans so vertrauenerweckend aussehen, stellt sich David eine Behelfsfamilie aus seiner Nachbarschaft zusammen: die „Familie Miller“, bestehend aus der eingangs erwähnten Stripperin Rose, dem einfältigen Nachbarsbuben Kenny und der Straßengöre Casey. Sie alle sollen mit ihm nach Mexiko reisen und statt Mojitos eine Autoladung voll Kokain tanken. Natürlich verläuft der Trip nicht so reibungslos, wie David das gern hätte: Trinkgeld fordernde mexikanische Verkehrspolizisten, die sich zur Not auch mit einem Blowjob zufriedengeben, Spinnen, die pubertierende Jungs in die Hoden beißen und ein Drogenfahnder mit sexhungriger Frau säumen ihren Weg. Kein Gag wird dem Zufall überlassen: Der Drogen-Capo in den USA hört auf den brutal deutsch klingenden Namen Brad Gurdlinger, und die bösen Mexikaner werden mit einem riesigen silbernen mug, einem Thermo-Kaffeebecher, ausgeknockt.
„Wir sind die Millers“ hat nicht den subversiven Humor von „Brautalarm“ oder „Hangover“, zeigt aber doch, dass die amerikanischen Komödienschreiber noch immer das Potenzial haben, viele Menschen im Kino familientauglich zu unterhalten. Dass der Film zum Kassenhit wird, dafür braucht man kein Hellseher sein.
Wir sind die Millers. USA 2013. 110 Min. Von Rawson Marshall Thurber. Mit Jason Sudeikis, Jennifer Aniston, Emma Roberts, Will Poulter.
KURIER-Wertung: *** von *****
„Cars“-Spin-off. Sie heißen Ripslinger, der grüne Tornado, Rochelle, Echo und El Chupacabra: Die Konkurrenten des Sprühflugzeugs Dusty, das so gern einmal beim Flugzeugrennen „Wings Around the World“ mitmachen will, haben klingende Namen. Dusty hingegen ist nur ein kleines, klappriges Farmflugzeug mit Höhenangst, das mit den chromblitzenden, stromlinienförmigen Brummern nicht mithalten kann. Umso mehr stachelt das seinen Ehrgeiz an.
Wie immer, wenn Disney-Mastermind John Lasseter und das Studio Pixar einen neuen Animationsfilm ins Kino bringen, kann sich der Zuseher darauf verlassen, dass ganz viel Aufwand und Liebe zum Detail dahinterstecken. Monatelang wird an der Gestik und – in diesem Fall – Motorik der Figuren getüftelt, ganze Ausstattungsteams durchforsten Kataloge und Archive, um den Look des Films authentisch zu machen. Weil John Lasseter Bayern-Fan ist, lässt er hier etwa seine tollkühnen Flieger in ein ans Hofbräuhaus gemahnendes „Oil House“ einkehren, wo sie ordentlich Bier tanken können. Richtig zum Der-miesen-Laune-davonFliegen.Planes 3D. USA 2013. 92 Min. Von Klay Hall. Mit den Stimmen von Oliver Kalkofe, Marie Bäumer.
KURIER-Wertung: *** von *****
Gespenster-Cops. Eigentlich sind sie ja tot, der alte Sheriff Pulsifer und sein Partner Detective Walker. Doch sie sind noch arg im Stress. Müssen die vielen bösen Seelen killen, die sich – als Normalbürger verkleidet – vor dem Jüngsten Gericht drücken. Die beiden Cops vom Rest-in-Peace-Department (R.I.P.D.) spüren die durchs Höllenraster gerutschten Schurken auf. Befördern sie unsanft und endgültig ins Jenseits. Wie gesagt, eine Menge Arbeit für zwei Cops, die nur Gespenster sind.
Die klamaukige Geisterjäger-Action des deutschen Hollywood-Exports Robert Schwentke lebt vor allem vom Charisma des alten Film-Haudegen Jeff Bridges. „The Dude“ lässt seinen jungen, verbissenen Kollegen Ryan Reynolds mit offenkundigem Genuss alt aussehen. Ganz nach dem Motto: Ich bin die toughe Blondine und du nur ein alter Chinese. Spaß hatten beim Dreh jedenfalls beide, das sieht man.R.I.P.D. USA 2013. 96 Min. Von Robert Schwentke. Mit Jeff Bridges, Ryan Reynolds, Kevin Bacon.
KURIER-Wertung: *** von *****
Seltene Einblicke.Verschämt ducken sich Mutter und Tochter unter die Brüstung der Dachterrasse. Unten auf der Straße sind Männer, und es ist verboten, dass Frauen in der Öffentlichkeit von Männern gesehen werden. Ebenso, wie es ihnen verboten ist, Auto oder Rad zu fahren. Einkaufen geht nur in eigens vorgesehenen Etagen von Kaufhäusern. Spitäler sind des Teufels: Dort lässt es sich nicht vermeiden, dass Ärzte und Schwestern, Pfleger und Laborkräfte, Männer und Frauen aufeinandertreffen.
Mit bewundernswerter Beiläufigkeit verschafft Regisseurin Haifaa Al-Mansour Einblick in die vor allem Frauen belastenden Restriktionen in Saudi-Arabien. Stellt den Alltagsschikanen im Wahabitenstaat ihre frech-fröhliche Heldin Wadjda gegenüber. Die Elfjährige will unbedingt ein Fahrrad – und wenn sie dafür den ganzen Koran auswendig lernen muss. Die Regisseurin musste sich übrigens beim Dreh verstecken – sie durfte ja „draußen“ nicht gesehen werden. Das Mädchen Wadjda. SAUD/D 2012. 98 Min. Von Haifaa Al-Mansour. Mit Waad Mohammed, Reem Abdullah.
KURIER-Wertung: *** von *****
KomödieUnter den Portugiesen in Paris sind Maria und José die Gutmütigsten. Sie ist Concierge eines herrschaftlichen Hauses und guter Geist zu jeder Tages- und Nachtzeit, er unterbezahlter Polier einer Baufirma. Die Erbschaft eines Hauses in ihrer alten Heimat stellt das Leben der Ribeiros auf den Kopf: Sollen sie zurück nach Portugal? Alles, was sie sich erarbeitet haben, hinter sich lassen? Die schwangere Tochter sorgt schließlich für eine Entscheidung. Herzliche Familienkomödie, die Lust auf eine Reise ins Douro-Tal macht.
KURIER-Wertung: *** von *****
FantasySchattenjäger, Dämonen, Werwölfe, Vampire, Zauberer – sie alle kommen hier vor. Clarissa, genannt Clary, hat keine Ahnung, dass sie mit dieser ungemütlichen Parallelwelt aufs Engste verbunden ist, bis eines Tages ihre Mutter Opfer einer Dämonen-Attacke wird. Gemeinsam mit dem furchtlosen Schattenjäger Jace sucht Clary ihre Mutter. Viel Aufwand und gute Schauspieler (u. a. Jonathan Rhys Meyers und Phil Collins’ Tochter Lily), aber eine verwirrende Story, zu viel Effekt-Klimbim – und viel zu lang.
KURIER-Wertung: *** von *****
42 – Die wahreGeschichte einer Sportlegende
BiopicDer Bruch von Gesetzen wird leicht verziehen, nicht aber der Bruch sozialer Codes: Die Rassentrennung ist in den USA Ende der 40er-Jahre fest in der Gesellschaft verankert – insbesondere im Profi-Baseball, einer absoluten Domäne der Weißen. Da holt Branch Rickey (Harrison Ford), Geschäftsführer der Brooklyn Dodgers, den talentierten Jackie Robinson (Chadwick Boseman) in sein Team. Ein Tabubruch, denn Robinson ist schwarz. Stilistisch gelungenes Heldenepos, leider ohne Überraschungen.
KURIER-Wertung: *** von *****
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